Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Der schwarze Weise

Die Anbetung des neugeborenen Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige wird in diesem geschnitzten Altarbild aus dem Jahre 1520 dargestellt | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 6-1-2016
1:30 nachm. to 2:00 nachm.

BAYERN 2

Der schwarze Weise
Wie König Balthasar nach Bayern kam
Von Wilhelm Warning
Als Podcast verfügbar

Sie knien an der Krippe und bringen dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe dar: die Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar. So zeigen es die Bilder, die Krippen und die Sternsänger. Und: Einer, der jüngste, ist oft dunkelhäutig. Ein Schwarzer, ein Mohr. Auf volkstümlichen Bildern und in bayerischen Krippen kann man ihn sehen, wie er zusammen mit den beiden anderen Weisen mitten im Winter in alpenländischer Schneelandschaft zum Stall stapft, inmitten von Kamelen und großem Gefolge. Was hat die drei zur Krippe geführt? Und warum ist einer von ihnen schwarz?

Fragen, die sich nur mit Geschichten beantworten lassen. Etwa, dass sie als Magier galten, als Sterndeuter, als Astrologen, die dem Stern von Bethlehem folgten, wissend, dass ein neues Zeitalter beginnt. Oder, dass sie mit dem Gold den königlichen Schatz der Weisheit, mit dem Weihrauch das reine Gebet und mit der Myrrhe die reinhaltende Kraft der Askesis, der Selbstbeherrschung brachten. Auch, dass erst um 1300 der jüngste König als Mohr an die Krippe treten durfte: ein Symbol für den Erdteil Afrika, während die anderen beiden für Europa und Asien standen - womit der damals bekannte Erdkreis sich vor dem Kind verneigte. Eine Vorstellung, die sich aus den Worten im Alten Testament der Bibel formte; nach der Sintflut, als Gott Frieden machte mit den Menschen, stand jeder der drei Söhne Noahs für einen Erdteil, und weil es heißt, von diesen drei Söhnen "kommen alle Menschen auf Erden", stellte man sich einen mit schwarzer Haut vor.

Wilhelm Warning erzählt von archaischen Geschichten, von Mythen und von mittelalterlichen Weltentdeckungen, von religiösen Bildern und Sinnbildern, von hoher Kunst und von fröhlicher Volksfrömmigkeit. - Und: vom schwarzen Heiligen, dem Mann aus Afrika, der an der Krippe steht - selbst dort, wo die nach Bayern, ins tief verschneite Land verlegt worden ist.