Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Dichter und Dichterinnen im Wirtshaus

Blick auf die Rollwenzelei, eine kleine Gaststätte bei Bayreuth, in der der Schriftsteller und Philosoph Jean Paul seine Studierstube hatte | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 04.01.2014
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

"hier sitzen wir im warmen nest und bebrüten die träume"
Dichter und Dichterinnen im Wirtshaus
Von Bernhard Setzwein
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Bayerische Dichterinnen und Dichter wohnen nicht in Elfenbeintürmen. Seit jeher mischen sie sich unters Volk, um möglichst nah das Ohr an dessen Mund zu haben. Und wo lässt sich das am besten bewerkstelligen? Natürlich im Wirtshaus! Genau genommen ließe sich bayerische Literaturgeschichte genauso gut als bayerische Wirtshausgeschichte schreiben.
Sie lieben diesen Ort, wo Bier und Schweinsbratensoße fließen, so sehr, dass sie am liebsten gleich dort einziehen würden. Jean Paul hat das getan; in der "Rollwenzelei" vor den Toren Bayreuths hatte er nicht nur eine eigene Schreibstube, sondern vor allem auch eine bemutternde Wirtin, die ihn voll und ganz verstand. Frauen glaubten gar, sie könnten beides auf ideale Weise verbinden: Wirtinnen-Dasein und Dichterinnen-Dasein. Emerenz Meier hat einen Versuch unternommen, mit dem "Koppenjäger" in Passau, … ist aber leider kläglich gescheitert. Lena Christ dagegen konnte bedeutende Kapitel ihrer Autobiographie, die "Erinnerungen einer Überflüssigen" mit Geschichten aus ihrem Elternwirtshaus bestreiten, die sich allerdings eher wie Höllenszenen lesen, schuld war die herrisch das Regiment führende Mutter.
Ist das Wirtshaus also "heimat zwischen himmel und hölle", wie Harald Grill in Anspielung auf den legendären, leider schon verschwundenen Weißbräu in Deggendorf schreibt? Bernhard Setzwein versucht dieser Frage auf den Grund zu gehen und kommt zumindest zu einem unzweifelhaften Ergebnis: Bayerische Autoren und Wirtshäuser - sie können nicht voneinander lassen.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.