Bayern 2

     

Zeit für Bayern Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Blick auf den Turm der Basilika Sankt Martin und Landshut | Bild: picture-alliance/dpa

Donnerstag, 26.12.2013
12:05 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Getrennte Ausstrahlung in zwei Regionen
Altbayern/Schwaben
"Hoch überm niedern Erdenleben..."
Große Stimmen im bayerischen Glockenhimmel
Von Georg Impler
Franken
Gehen - lernen
Die 50er und 60er Jahre gesehen mit den Augen eines Kindes
Von Harald Grill

Altbayern/Schwaben
Bayern ist ein Glockenland. Ihrer acht- bis zehntausend läuten jeden Sonn- und Feiertag von den Türmen. Aus einem solchen Glockenschatz Beispiele auszuwählen, bedeutet zwangsläufig lückenhaft und wohl auch ungerecht bleiben zu müssen. Unbestritten aber dürften die prächtigen Geläute der bayerischen Kathedralen zu den großen Stimmen im bayerischen Glockenhimmel zählen, der sieben Bischofssitze, die mit Ausnahme des erst 1007 errichteten Bamberger Bistums alle bis ins achte Jahrhundert zurückreichen. Aber auch das Landshuter Martinsmünster oder die evangelische St. Lorenzkirche in Nürnberg tragen - genauso wie das Evange lisch-Lutherische Münster St. Wunibald in Heidenheim bedeutende Glocken.

Zudem will die Sendung von Georg Impler auch von der Geschichte und vom Mythos der Glocke erzählen, denn Glocken, so scheint es, wissen um die Sorge der Stunde wie um die Schicksale der Jahrhunderte, um Krieg und Frieden, um freudige und furchtbare Zeiten. Ob sie über uns erdröhnen oder dünn aus der Ferne hergetragen werden, sie rühren an den Seelengrund, als käme ihr Klang nicht aus dem Erz sondern aus der Zeitlosigkeit, aus Abendfrieden, Kindheit und Heimat, aus dem Ewigen im Endlichen. Den Dichtern galten Glocken als Metaphern für Frieden und Aufruhr, für das Heilige, das Glück und den Tod. Dabei sind Glocken nichts weiter als metallene Aufschlagidiophone, selbsttönende Musikinstrumente - mit Krone, Haube, Schulter, Flanke, Wolm, Schlag und Schärfe -gewöhnlich in einer Legierung um die 78% Kupfer und 22 % Zinn und einem Klöppel aus geschmiedetem Eisen. Dennoch scheinen sie Macht über unsere Seelen zu haben. Das Rätsel aber, woher sie diese Macht nehmen, werden uns auch die schönsten bayerischen Glockenstimmen nicht entsiegeln. Darum hält sich Georg Impler in seiner Zeit-für-Bayern-Sendung auch mehr an das Fass- und Greifbare, das den Glocken zu allererst anhängt, besucht Türme und eine Glockengießerei, lässt Sachkundige erzählen und vor allem große Glockenstimmen hören.

Franken
Gehen - lernen
Harald Grill schildert eine Kindheit in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, als die Fahrt von Regensburg nach Straubing noch eine Weltreise war, die Krimiserie Dicky Dick-Dickens im Radio lief und kleine Schwestern noch vom Storch gebracht wurden. Damals gab es einen Eisernen Vorhang und brave Kinder erhielten zum Lohn für ihre Geduld im Schuhgeschäft ein Lurchi-Heft.
Nur mühsam lernt das Kind sich in einer Welt mehrerer Sprachebenen zurechtzufinden: Bairisch - wie alle anderen Kinder - soll es nicht reden. Da heißt es nur "Red anständig!"
Schlesisch wie Mutter und Großmutter - das versteht kein Mensch.
Schriftdeutsch? Da machen sich die anderen Kinder lustig.
Also wie dann? Lateinisch wie die Ministranten? Englisch wie die Amisoldaten?
Das Kind redet leiser und leiser. Kein Wunder, dass es die Lehrerin schon bald "unser Zeiserl" nennt und, dass in seinem Zeugnis steht: "Der ruhige zurückhaltende Schüler sollte mehr aus sich herausgehen."
Die Russen schießen eine Rakete ins Weltall. Und das Kind beginnt die Wörter auszuprobieren. Manche sind ihm zu eng, andere zu weit. Vor allem aber lernt es, dass es neben den glänzenden Wörtern auch kratzige Wörter gibt. "Wörter, dass die Fetzen fliegen".
"Gehen lernen" - das darf man auch im übertragenen Sinn verstehen.
Das Kind, das hier beschrieben wird, dringt immer tiefer ein in eine fremde, rätselhafte Welt, die bis in die hintersten Winkel der Köpfe immer noch verwüstet ist von den Gewalttätigkeiten der jüngsten Vergangenheit. Schritt für Schritt schärft es seinen kritischen Blick auf die Menschen und die Dinge ringsum. Vor allem aber muss es sich auch mit dem kriegsversehrten Vater auseinandersetzen.
Ein Spaziergang durch die Mietskaserne des Regensburger Kasernenviertels der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, eine Reise vom ersten Lesebuch zu den Jerry-Cotton-Heftchen, von den Amipanzern zum Ford 17M und von Adenauer zu Kennedy.

Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Zeit für Bayern zeigt das Land im Herzen Europas in seiner ganzen Vielfalt. Eine unterhaltsame Heimatkunde für alle, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob aus Kempten oder Köln, Nürnberg oder Neapel, Berlin, Bagdad oder Berchtesgaden. Denn Heimat ist da, wo man sich kennt und auskennt. Zeit für Bayern bietet die Gelegenheit, die Landstriche und die Menschen Altbayerns, Frankens und Schwabens näher kennen zu lernen und neu zu erfahren - bayerisches Leben und bayerisches Lebensgefühl abseits aller Klischees.

"Zeit für Bayern" ... sollte jeder haben!