Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Das schillernde Leben der Germaine Krull

Ein Selbstporträt von Germaine Krull (1897-1985) von etwa 1928 | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 22.11.2015
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Die Fotografie ist ein schöner Beruf
Das schillernde Leben der Germaine Krull
Von Ulrike Rückert
Bis 29.11.2015 als Streaming verfügbar

Am Ende des Ersten Weltkriegs eröffnete Germaine Krull ihre "Werkstatt für mod. Künstlerische Photographie" in der Münchener Hohenzollernstraße und träumte davon, "die Königin von Schwabing" zu werden. Der Traum zerstob in den Wirren der Revolution, bei der sie begeistert mitmarschierte. Sie war mit Kurt Eisner bekannt und mit Ernst Toller befreundet. Für den Versuch, Revolutionäre vor dem Weißen Terror in Sicherheit zu bringen, wurde sie ins Gefängnis gesteckt und 1920 aus Bayern ausgewiesen.

Pionierin des "Neuen Sehens"

In den nächsten 60 Jahren führte ihr Leben sie um die ganze Welt. Germaine Krull reiste in die Sowjetunion und kehrte nach einem Jahr bitter ernüchtert zurück. Sie schlug sich im Berlin der Inflationszeit durch und fand in Holland einen neuen künstlerischen Stil. In Paris eroberte sie damit als Pionierin des "Neuen Sehens" ihren Platz unter den großen Namen der Avantgarde. Sie machte aufsehenerregende Reportagen und Bildbände, porträtierte ihre Künstlerfreunde, fotografierte aber auch Mode für Sonia Delaunay und Werbung für Citroen.

Managerin des legendären Hotels "The Oriental" in Bangkok

Im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie, nach einem Umweg über Brasilien, in Afrika für General de Gaulles Widerstand. Als Kriegsreporterin begleitete sie den Kampf um das Elsass und ging dann nach Indochina. Dort wurde die Fotografie zum schönen Hobby, Germaine Krull begann eine ganz neue Karriere als Managerin des legendären Hotels "The Oriental" in Bangkok. In Indien fand sie schließlich einen Ort der Ruhe, ein Kloster tibetischer Mönche, wo sie sechzehn Jahre lebte und ihre Kontakte nutzte, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Erst im hohen Alter kam sie wieder nach Deutschland zurück.