Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Verleger Albert Lempp und sein Vermächtnis

Albert Lempp | Bild: Wolfgang Steigemann

Sonntag, 20.09.2015
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Ein Schwabinger Haus mit Geschichte
Der Verleger Albert Lempp und sein Vermächtnis
Von Ulrike Beck
Als Podcast verfügbar

Ein graues Gründerzeitgebäude in der Isabellastraße mitten in München. Das Haus erzählt die Geschichte des Verlegers Albert Lempp, seiner Familie und von Menschen, die dort in der NS-Zeit einen Zufluchtsort fanden.
Albert Lempp wird am 13. Februar 1884 in Heutingsheim am Neckar geboren. Er studiert nicht, sondern wird Buchhändler und Verleger. Mit 27 Jahren übernimmt er den Münchner Christian Kaiser-Verlag. Er kauft das Haus in der Isabellastraße, das nicht nur Wohn- und Verlagshaus wird, sondern während des NS-Regimes auch Versteck für verfolgte Juden.
Während der NS-Diktatur wird Lempp zu dem Verleger der Bekennenden Kirche. Er leistet Widerstand. Auch indem er den "Lemppschen Kreis" ins Leben ruft, der sich regelmäßig in der Isabellastraße trifft. Ursprünglich ein theologisch-literarischer Zirkel, aus dem sich bald eine konspiratives Netzwerk formiert, das verfolgte Christen und Juden versteckt oder ins Ausland bringt. Lempp arbeitet an der so genannten "Osterdenkschrift Münchner Laien" mit - ein mutiges Zeugnis evangelischer Christen gegen die Judenverfolgung der Nationalsozialisten. Der bayerische Landesbischof Hans Meiser hatte nicht den Mut, sie zu veröffentlichen.
Schon 1934 kommt es in Lempps Buchhandlung am Marienplatz zu Beschlagnahmungen. 1940 muss Lempp seinen Verlag umbenennen,1943 wird er endgültig geschlossen. Albert Lempp erlebt dies nicht mehr. Er stirbt am 9.Juni 1943 an den Folgen eines Schlaganfalls.
Sein Vermächtnis ist bis heute lebendig. Der unerschütterliche Zusammenhalt der Familie geht auf seinen guten Geist zurück. Da sind sich die Nachkommen einig, die mittlerweile in fünfter Generation das Haus in der Isabellastraße bewohnen. Seit 2009 erinnert in der Schwabinger Kreuzkirchengemeinde auch der "Albert-Lempp-Saal" an den Verleger und Mitbegründer der Gemeinde.