Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Carola Neher - eine Gefangene Stalins

Carola Neher | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 26.02.2012
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Eine Gefangene Stalins
Die letzten Lebensjahre der Schauspielerin Carola Neher
Von Lisbeth Exner

Als Carola Neher 1934 in die Sowjetunion emigrierte, hoffte sie, ihre Karriere als Schauspielerin fortsetzen zu können. 1900 in München geboren, hatte sie in Klabunds Theaterstück 'Der Kreidekreis', in Bertolt Brechts 'Dreigroschenoper' oder Ödön von Horváths 'Geschichten aus dem Wienerwald' Erfolge gehabt. Temperamentvoll, vital, klug, hübsch und graziös hatte Carola Neher die Männer fasziniert und schließlich den Schriftsteller Klabund geheiratet. Nach seinem Tod schloss sie mit dem aus Rumänien stammenden Ingenieur und Kommunisten Anatol Becker eine zweite Ehe. Mit ihm ging sie nach Moskau, wo im Dezember 1934 der Sohn Georg Becker zur Welt kam.
Die Schauspielkarriere konnte Carola Neher freilich nicht fortsetzen. Wie unzählige andere Emigranten geriet sie in die Fänge des NKWD und wurde 1937 als "Botin" einer angeblichen trotzkistischen Zelle zu 10 Jahren Haft verurteilt. Anatol Becker wurde erschossen, der Sohn kam in ein Kinderheim. Carola Neher wurde in verschiedene russische Gefängnisse gesperrt, der Kontakt zur ihrer Familie, ihrem kleinen Sohn oder zu Freunden war ihr untersagt. Sie starb nach fünf Jahren Haft 1942 in Sol-Ilezk nahe der kasachischen Grenze an Typhus.
Lisbeth Exner erinnert an die grausamen letzten Jahre von Carola Neher.