Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Otto Kuens bayerische Poesie

Otto Kuen | Bild: Anjo Kuen (Familienarchiv)

Sonntag, 07.06.2015
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

"Do taat a dar a stinka"
Otto Kuens bayerische Poesie
Von Renate Eichmeier
Als Podcast verfügbar

Anfang der 30er-Jahre gründete er als junger Lehramtsstudent eine Band und brachte mit Freunden bayerische Lieder unters Volk - erst als Übersetzungen von amerikanischen Songs, dann komponierte er selbst, dreistimmig, und dichtete dazu. Otto Kuen, in München aufgewachsen, sprachlich und musikalisch außerordentlich begabt, schenkte der bayerischen Sprache wunderbare Texte und dem bayerischen Gemüt eine poetische Ausdrucksweise. So etwa erzählt “Do taat a dar a stinka” von Weltschmerz und Liebeskummer an der Isar, und die “Giesinger Mond-Serenade” von einer unruhigen Nacht voller Musik in den mondhellen Straßen Münchens. Kuen und seine Freunde nannten sich die “Weißblaue Drehorgel”, traten ab 1933 regelmäßig im Bayerischen Rundfunk auf, der zu dieser Zeit “Reichssender München” hieß, und wurden offiziell als “BluBo” eingestuft, als NS-konforme “Blut und Boden“-Liedermacher. Sie selbst verstanden sich als unpolitisch und genossen ihren wachsenden Erfolg - bis ab 1938 der politische Druck zunahm und Kuen seine Band auflöste. Militär, Psychiatrie, Krieg und Gefangenschaft folgten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Kuen seine Arbeit beim Rundfunk wieder auf, schrieb, komponierte, dichtete und übersetzte u.a. Homers “Odyssee” ins Bayerische. Heute kennt kaum noch jemand seinen Namen. Seine Lieder aber feiern ein ungeahntes Comeback. Die jungen Musikerinnen vom Ensemble “Zwirbeldirn” aus München interpretieren sie voller Lust und Hingabe - von Bayern über Berlin bis nach Saudi-Arabien.