Bayern 2

Bayern - Land und Leute Maria Seidenberger, eine couragierte Frau

Maria Seidenberger (2.v.l.) mit ihrer Familie (1941) | Bild: Privatarchiv von Maria Seidenberger; Peter Riester

Sonntag, 26.04.2015
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

"Ich hatte keine Zeit für die Angst"
Maria Seidenberger - Geschichte einer couragierten Frau
Von Sybille Krafft
Als Podcast verfügbar

Als die ersten KZ-Häftlinge vorbei getrieben werden, steht Maria Seidenberger mit ihrer Mutter weinend am Fenster des Elternhauses. Das damals sechsjährige Mädchen kann diesen Anblick nicht mehr vergessen. Immer wieder muss sie an die seltsam traurigen Männer denken, die sich in "komischen Anzügen" zur Arbeit schleppen.
Mit 17 Jahren riskiert sie dann ihr Leben, um den NS-Opfern zu helfen: Sie leitet Nachrichten, Briefe und Fotografien aus dem Konzentrationslager Dachau an Angehörige weiter, entwickelt heimlich aufgenommene Fotos und versteckt in einem Bienenkorb ihres Vaters Schriftstücke von Häftlingen.
Als kurz vor Kriegsende Tausende von Gefangenen auf dem so genannten "Todesmarsch" wieder an ihrem Haus vorbeiziehen müssen, hält sie das mit ihrer Kamera fest. Erneut zeigt sie Geistesgegenwart und Mut, um diesen Wahnsinn für die Nachwelt zu dokumentieren.
Nach der Befreiung zieht Maria Seidenberger mit einem ehemaligen Dachauer Häftling nach Prag. Dort bleibt sie fast 14 Jahre. 1959 kehrt sie in ihr Elternhaus zurück.
Sybille Krafft erzählt die ganz und gar "unerhörte" Geschichte einer couragierten Frau, die lange Zeit völlig unbekannt war. Maria Seidenberger hat nämlich nie viel Aufhebens um ihre waghalsigen Aktionen gemacht und ihre Leistungen zeitlebens, bis zu ihrem Tod im Jahr 2011, eher heruntergespielt. 2005 wurde sie für ihr unerschrockenes Handeln mit dem ersten "Dachau-Preis für Zivilcourage" geehrt.