Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Dichter und der blaue Dunst

Mann raucht Pfeife | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 15.03.2015
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Wenn man im Himmel nicht rauchen darf, gehe ich nicht hin!"
Dichter und der blaue Dunst
Von Katinka Strassberger
Bis zum 21.3.2015 als Streaming verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Nicht nur Marc Twain hätte lieber in der Hölle geschmort, als sich von seinen geliebten Rauchschwaden zu trennen, auch viele andere Dichter huldigten bis vor nicht allzu langer Zeit dem blauen Dunst mit einer Leidenschaft, die heutigen Nikotingegnern ein Graus sein dürfte.
Gestandene Mannsbilder wie Ludwig Thoma sah man selten ohne Pfeife, emanzipierte Frauen wie Erika Mann oder Annette Kolb selten ohne Zigarette, und Bertolt Brecht hüllte sich gerne in dichten Zigarrenqualm. Um 1900 war die Luft in den Schwabinger Künstlerlokalen wie dem "Café Stefanie" stets zum Schneiden dick: "Der überfüllte Hauptraum hatte seinen eigenen warmen Geruch, eine spezielle Mischung aus Kaffee- und dumpfem Moderduft und dickstem Zigarettenrauch. Wer hier eintrat, war daheim", notierte der Schriftsteller Leonhard Frank.
Kreativität ohne Tabakgenuss, das konnten sich auch Thomas Mann, Wilhelm Busch und Erich Kästner nicht vorstellen. - "Rauchen ist kein Laster", schreibt die südamerikanische Schriftstellerin Cristina Peri Rossi, "es ist eine Art zu leben, zu denken und zu fühlen." Und deshalb fällt es wohl auch so schwer, davon zu lassen. Italo Svevo alias Ettore Schmitz beschäftigten die ambivalenten Gefühle zwischen Rauchlust und Verzicht so stark, dass er sie zu seinem literarischen Lebensthema machte. Seine Abhandlung über "Die Zigarette" gehört bis heute zu den Klassikern der Dichtkunst rund um den blauen Dunst.
Katinka Strassberger lüftet den blauen Dunst um die Dichtkunst.

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