Bayern 2

radioTexte am Sonntag Lisbeth Exner: Realitätenhandlung

Lisbeth Exner | Bild: Herbert Kapfer

Sonntag, 19.02.2023
12:30 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Mehrstimmiges Kammerspiel um eine Zwangsräumung. Inklusive Gespenst und Feuergefahr.
Gespräch mit der Autorin, Lesung mit Annette Paulmann.

"Aijaijai. Man muss ja zu der Vermutung kommen, dass es sich hier um eine Delogierung handelt. Dieses äußerste Mittel nahm man als aktive Hausbesitzerin in der Regel nicht gern in Anspruch. Aber manchmal blieb einem nichts anderes übrig, wenn man zu den bescheidenen Mietzinseinnahmen kommen wollte beziehungsweise kommen musste … Da ist man seit achtzig Jahren rechtmäßige Eigentümerin dieser Liegenschaft, hält seit Jahrzehnten die schützende Gespensterhand über dieses Haus und soll nun aus dem letzten verbliebenen Refugium vertrieben werden …"

Ein Gespenst! Sirrt durch diese Ausgabe der radioTexte am Sonntag: die frühere Hausbesitzerin, die aus durchaus egoistischen Gründen die Räumung einer mit Büchern vollgestopften Wiener Altbauwohnung verhindern will. Die zeitgenössische Eigentümerin hat selbstredend einen anderen Blick auf die angestrebte Entmietung. Und die betagte Mieterin selbst ist zwar ein wenig verwirrt, spürt aber angesichts von Gerichtsvollzieher, Spediteur und Vermieterin genau, was hier auf dem Spiel steht.

Lisbeth Exner hat ein Kabinettstück über sogenanntes Wohneigentum geschrieben, seine gesellschaftliche Logik und seine Aufladung mit all den Geschichten der Bewohner und Bewohnerinnen. Keine Stunde dauert der Ortstermin in der Buchvorlage - aber je länger man den Anwesenden lauscht, umso schwieriger wird eine Prognose dazu, wie dieses Treffen wohl ausgehen wird … Annette Paulmann von den Münchner Kammerspielen liest aus dem mehrstimmigen Text, die Regie führte Irene Schuck. Redaktion: Judith Heitkamp.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Elster & Salis Wien können wir diese Sendung auch im Bayern 2 Podcast Lesungen anbieten.