Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Vom Aufräumen und Aufhören

Eine Frau räumt ihren Kleiderschrank auf. | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 01.02.2023
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Alles raus!
Wegschmeißen und Aufräumen

Schluss damit!
Anleitungen zum Aufhören

Das Kalenderblatt
1.2.1827
Erste Stadtpläne von London zu haben
Von Julia Devlin

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Alles raus! - Wegschmeißen und Aufräumen
Autor: Simon Demmelhuber / Regie: Kirsten Böttcher
Ausgetretene Schuhe, abgenutzte Kleider, verbogene Brillen, ausrangierte Elektrogeräte - eigentlich müsste das weg, ab in den Müll! Aber nur nichts überstürzen. Vielleicht ist das eine oder andere noch brauchbar, entpuppt sich als wertvoll oder sogar entbehrlich? Dann lieber aufheben, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Kram je wieder nutzen, gegen Null geht. Warum fällt uns der Abschied von ausgemustertem Plunder trotzdem so schwer? Weil wir evolutionär darauf getrimmt sind, Vorräte anzulegen. Und weil Dinge Sicherheit schaffen, Gefühle und Erinnerungen binden, Identität gründen und verbürgen. So weit, so normal. Anders liegt die Sache, wenn sich das sentimentale oder auch nur bequeme Einlagern zum pathologischen Horten auswächst. Sobald allein die Vorstellung, sich von Dingen zu trennen, Stress, Panik, Angst- und Schuldgefühle auslöst, sobald das Anhäufen wert- und nutzloser Gegenstände unkontrollierbar wird, ist therapeutische Hilfe nötig. Das unkontrollierte Vollstopfen von Kellern, Dachböden, Garagen und Wohnräumen birgt letztlich nicht nur Hygiene- oder Sicherheitsrisiken. Auch persönlich, familiär, sozial und beruflich hat die als eigenes Störungsbild erkannte Krankheit ein erhebliches Zerstörungspotenzial.

Schluss damit! - Anleitungen zum Aufhören
Autor: Rolf Cantzen / Regie: Martin Trauner
"Man muss wissen, wann man aufhört" - die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann sagte das, als sie gefragt wurde, warum sie keine Gedichte mehr schreibe. Und der Ex-Fußball-Profi Günter Netzer begründete sein Aufhören als Kommentator: "Warum ich aufhöre? Weil ich nichts mehr zu sagen habe." Es scheint eine besondere Kunst zu sein, rechtzeitig aufzuhören. Viele Menschen beherrschen sie nicht. Sie machen weiter, bis sie zusammenbrechen oder zum Aufhören gezwungen werden. Das Aufhören unterliegt in der Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft dem Verdacht der Schwäche: Man schafft es nicht mehr, den ständig neuen Anforderungen flexibel zu genügen und gibt resigniert auf, wirft die Flinte ins Korn und kapituliert. Ein solches Aufhören ist unfreiwillig und erzwungen. Zu einer Kunst wird das Aufhören, wenn der Mensch in sich hineinhört und sich dann entschließt, "auszusteigen", mit etwas bewusst Schluss zu machen - mit einem Job, mit einer Beziehung, mit alten Gewohnheiten, damit einem Befehl oder einer Anordnung keinen Gehorsam mehr zu leisten. Ein solches Aufhören ist ein Akt der Freiheit.
Wiederholung vom 5. Januar 2011

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
http://br.de/s/5AgZ83

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