Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Karl Gensberger und die Comedian Harmonists

Comedian Harmonists | Bild: SZ Photo

Sonntag, 22.02.2015
20:05 bis 21:00 Uhr

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BAYERN 2

Abgesang
Die bayerische Konzertdirektion Gensberger und die Comedian Harmonists
Von Tom Fleckenstein
Als Podcast verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Die Comedian Harmonists sind bis heute das berühmteste Vokalensemble der Welt. Im Frühjahr 1934 planen sie eine Tour durch ganz Bayern. Die Nazis sabotieren die Gruppe, in der drei jüdische Musiker singen. Doch die Bayerische Konzertdirektion Gensberger kämpft für die Auftritte. Mit Erfolg. Am 13. März 1934 findet in der Münchner Tonhalle das legendäre letzte Konzert des Sextetts in Bayern statt.
Der Verlagskaufmann Karl Gensberger verlor in der Wirtschaftskrise sein gesamtes Vermögen. Doch dann hatte seine Frau Johanna, die leidenschaftlich gern Klavier spielte, die Idee, eine Konzertdirektion zu gründen. Zunächst organisierten sie die Auftritte der Regensburger Domspatzen. Dann nahmen sie die Comedian Harmonists unter Vertrag. Auch Jazzgrößen wie Oscar Peterson und Louis Armstrong zählten später zu ihren Kunden.
Aus der beruflichen Verbindung zwischen den Comedian Harmonists und ihren bayerischen Konzertagenten entwickelt sich eine Freundschaft. Karl und Johanna Gensberger schicken an Weihnachten als kleines Dankeschön einen Kasten Augustiner Fasten-Starkbier nach Berlin. Auch im Krieg halten sie Kontakt und senden Essenspakete. Dann muss die Konzertdirektion die Arbeit einstellen, weil die Konzertsäle ausgebombt sind. Die Gensbergers ziehen vom Münchner Marienplatz raus aufs Land, wo sie die ausgehungerte Frau von Bassist Robert Biberti aufnehmen und hochpäppeln. Biberti selbst tauscht seinen Volksempfänger gegen Speck ein. Über 30 Jahre lang bleiben die Gensbergers und die Bibertis einander freundschaftlich verbunden. Autor Tom Fleckenstein hat bei seinen Recherchen ihren Briefwechsel entdeckt. Ein Dokument der Zeitgeschichte.
Am 22. Februar 1935 wurden die Comedian Harmonists von der NS-Regierung verboten. 80 Jahre danach erinnert das "Bayerische Feuilleton" an das berühmte Enseemble und dessen besondere Beziehung zur Konzertdirektion Gensberger.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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