Bayern - Land und Leute Die "Sendlinger Mordweihnacht"

Bayern 1705
Die "Sendlinger Mordweihnacht" im Spiegel der Kirchenbücher
Von Carola Zinner

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„Mordweihnacht“, das klingt spektakulär, und tatsächlich: es waren dramatische Ereignisse, die später viel Stoff hergaben für patriotische Legenden. Unter der Führung des Schmieds von Kochel, heißt es, zogen die tapferen Bauern aus dem Oberland im Dezember 1705 nach München, um den Schikanen der kaiserlichen Besatzungsmächte ein Ende zu machen.

Zu diesem viel gepriesenen, heroischen Geschehen hat der Kirchenhistoriker Dr. Roland Götz im Diözesanarchiv München und Freising quasi Schilderungen aus erster Hand aufgetan. Und siehe da, hier stellt sich die Sache gleich weit weniger großartig dar. Da ist etwa die Rede davon, dass die Betroffenen - vermutlich auf Druck regionaler Obrigkeiten - nach München reisen „mussten“, und von den zahlreichen Opfern, die mehr oder weniger ahnungslos in das Geschehen geraten waren: „Die meisten haben nicht freiwillig und aus überlegter Bosheit zu den Waffen gegriffen, sondern sie wurden von den Amtleuten gezwungen, die wiederum von anderen verführt worden sind“, heißt es in einem der - von Udo Wachtveitl vorgetragenen - Texte aus den kirchlichen Büchern.

BR 2021