Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Orientierung auf bairisch

Sonntag, 28.11.2021
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Auffa, obe, eini"
Orientierung auf bairisch
Von Thomas Kernert

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Warum verlaufen sich Bayern nie? Warum wissen sie immer, wo’s lang geht? Warum finden sie stets den kürzesten Weg zum besten Schweinsbraten? Die Antwort ist einfach: Weil sie ein extrem ausgeklügeltes, mehrdimensionales Geflecht von Richtungsadverbien besitzen, welches u.a. sprecherperspektifisch strukturiert ist und beispielsweise sehr genau zwischen „auffe“ und „auffa“ unterscheidet. Darüber hinaus finden auch mentale, sakrale und topographische Parameter ihre Berücksichtigung. Nach Passau fährt man „obi“, nach Altötting „eini“, auf New York „ummi“. Und wenn man sich weder in Passau, noch in New York, sondern weißgott wo aufhält, dann heißt das im Berchtesgadener Land: „Dea is scho wieda zon Dementn aus!“ Die räumliche Begrifflichkeit ist sehr differenziert.

Allgemein gilt: Die deiktischen Elemente des Bairischen passen sich der breznförmigen bayerischen Logik stets nahtlos an. Dies erklärt übrigens auch, warum Auswärtige in Bayern so schnell den Überblick verlieren: Weil sie zwar die Erde vom Mond unterscheiden können, nicht aber ein „eidui (talein) von „ausdui“ (talaus).

Thomas Kernert versucht, dem weißblauen Raum- und Weltgefühl linguistisch ein stückweit auf die Schliche zu kommen.

(BR 2021)

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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