Bayern 2

     

radioTexte - Das offene Buch Friedenspreis für Tsitsi Dangarembga

Tsitsi Dangarembga | Bild: Cornelia Zetzsche

Sonntag, 24-10-2021
12:30 nachm. to 1:00 nachm.

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Am 24. Oktober erhält Tsitsi Dangarembga den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Seit über 30 Jahren setzt sich die Schriftstellerin und Filmemacherin in Simbabwe für Frieden, Demokratie und Frauen ein. Jetzt neu auf Deutsch: "Überleben", der dritte Roman ihrer Trilogie über eine junge Frau vom Land, die um ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Yodit Tarikwa liest aus "Überleben".
Cornelia Zetzsche im Exklusiv-Interview mit der Friedenspreisträgerin

Als im Juni bekannt wurde, dass der Friedenspreis des deutschen Buchhandels, mit dem die Frankfurter Buchmesse immer endet, in diesem Jahr an Tsitsi Dangarembga geht, waren viele ratlos. Höchste Zeit, sie kennenzulernen. Tsitsi Dangarembga ist eine couragierte Schriftstellerin und Filmemacherin, die in Berlin Filmregie studierte, nach Simbabwe zurückkehrte, dort als Künstlerin arbeitet und für die Rechte von Frauen eintritt. Nun ist sie als Aktivistin in Simbabwe angeklagt, weil sie gegen Korruption und für Reformen protestierte. Die Regierung unter Emmerson Dambudzo Mnangagwa missbrauche die Pandemie, um legitime Demonstrationen zu unterbinden, sagt Tsitsi Dangarembga.

"Überleben" heißt der dritte Band ihrer bemerkenswerten Trilogie über Tambudzai, ein junges Mädchen, das zur Frau wird und um ein selbstbestimmtes Leben ringt. Sie baut Mais an, um Geld für die Schule zu verdienen, darf aber erst zur Missionsschule, als der Bruder stirbt, der Vorrang hatte. Sie hat Erfolg als Werbetexterin und kündigt, als weiße Männer ihre Ideen stehlen. Als ihr seelisches Gepäck von Rassismus und Repression als schwarze Frau im Patriarchat Simbawes zu schwer wird, geht's abwärts: Tambudzai braucht lange, bis sie ihren Weg findet. Das klingt düster, aber Tsitsi Dangarembga zieht ihr Publikum so virtuos ins Geschehen, dass sich Leser und Leserinnen dem Sog der Geschichte nicht entziehen können.

"Ich habe mich in meiner Arbeit auf Frauen konzentriert, denn meine Erfahrung war, dassFrauen in dieser Region zum Schweigen gebracht worden waren, dass ihre Geschichten nicht erzählt wurden.Mir war es wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem Frauen darüber sprechen konnten, was sie über die Welt dachten und beitragen konnten zu einer besseren Welt für uns alle."

Tsitsi Dangarembga, geboren 1959 in Mutoko, zeigt die komplexen Unterdrückungsmechanismen von Gender, Kolonialismus und Rassismus. Ihr Debütroman "Nervous Conditions" von 1988 (dt. "Aufbrechen", Orlanda 2019) wurde von der BBC in die Liste der 100 wichtigsten Bücher aufgenommen. "This Mournable Body" (dt. "Überleben", Orlanda 2021) stand 2020 auf der Shortlist für den Booker Prize. 2021 erhielt sie den PEN Pinter Prize sowie den PEN International Award for Freedom of Expression, für Autorinnen und Autoren, die trotz Verfolgung ihr Schreiben fortführen. "Überleben" erschien in deutscher Übersetzung von Anette Grube, im September 2021 im Orlanda Verlag.

Lesung: Yodit Tarikwa
Regie: Eva Demmelhuber
Im Gespräch: Tsitsi Dangarembga
Moderation und Redaktion: Cornelia Zetzsche

Mit freundlicher Genehmigung des Orlanda Verlags können wir die Sendung als kostenlosen Podcast anbieten.