Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Raubritter in Bayern

Ritter in Rüstung mit Schwert | Bild: colourbox.com

Samstag, 07.08.2021
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Ja, wia warn's, de oidn Rittersleit?
Raubritter in Bayern
Von Ulrich Zwack

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der neuen Bayern 2 App verfügbar

Kaum zu glauben, aber wahr: "Raubritter" ist ein moderner Begriff. Er fand erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts größere Verbreitung und wurde im 19. besonders beliebt. Für Romantiker als Inbegriff des freiheitsliebenden Outlaws. Für Aufklärer und Pädagogen als Prototyp des geharnischten Bösewichts. Für Sozialisten als Inkarnation des adligen Gesellschaftsschmarotzers.

Der unter diesem Begriff subsumierte Personenkreis selbst hätte diese Bezeichnung entrüstet von sich gewiesen. Zwar überfiel so mancher Rittersmann tatsächlich Kaufleute, raubte ihre Güter, nahm sie gefangen und forderte Lösegeld für ihre Freilassung. Mitunter vereinigten sich Ritter auch zu regelrechten Heeren, die gegen ganze Städte Krieg führten und deren Umland verwüsteten. Es ist auch richtig, dass sich solche Vorfälle ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zu häufen begannen, als die traditionelle Bedeutung des Rittertums aufgrund der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und militärischen Umwälzungen zu schwinden begann.

Trotzdem hätten es die Ritter weit von sich gewiesen, dass solches Tun unrechtmäßig sein könnte. Ihrer Meinung nach handelte es sich dabei lediglich um die völlig legitime Anwendung des althergebrachten Fehderechts - das es jedem Adligen erlaubte, sich durch Gewaltanwendung Entschädigung und Genugtuung zu verschaffen, wenn er sich, seinen Besitz oder seine Ehre angegriffen sah. Denn mittelalterliches Recht war in weiten Teilen Faustrecht.

Illegal wurde der Selbstjustiz übende Ritter erst nach 1495, als Maximilian I. den sogenannten "ewigen Landfrieden" verfügte und das Fehderecht außer Kraft setzte. Nicht alle Ritter wollten sich dem gleich beugen. Also machten sie noch bis weit ins 16. Jahrhundert vom Fehderecht Gebrauch, im heutigen Bayern vor allem im Fränkischen. Da könnte man dann wohl wirklich von Raubrittern sprechen.

Ulrich Zwack schildert das wüste Treiben ritterlicher Grobiane, die von den geplagten Zeitgenossen meist als "Schnapphähne" oder "Heckenreiter", aber nie als "Raubritter" bezeichnet wurden.

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