Bayern 2

     

radioWissen Erleuchtung und Osho

Guru Rajneesh Baghwan | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 14.04.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Erleuchtung
Licht der Erkenntnis oder nur schöner Schein?

Rajneesh, Bhagwan, Osho
Der Guru der 70er

Das Kalenderblatt
14.4.1917
Ludwik Zamenhof gestorben, Esperanto-Erfinder
Von Xaver Frühbeis
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Erleuchtung - Licht der Erkenntnis oder nur schöner Schein?
Autor: Andreas Hauber / Regie: Eva Demmelhuber
Erleuchtung - das scheint das Ziel einer spirituellen Reise zu sein, eine Art der Vervollkommnung des sich als defizitär fühlenden Menschen. Wir verbinden damit schnell eine Weisheit aus Indien, das Wissen und die Praxis alter asiatischer Kulturen, eben "irgendwas mit Yoga". Aber stimmt das? Woher kommt der Begriff eigentlich und wovon ist die Rede, wenn von "Erleuchtung" gesprochen wird? Ursprünglich handelt es sich dabei um einen traditionell europäischen Terminus. Platon führt als erster ein Konzept der Erleuchtung in die Geistesgeschichte ein. Am geläufigsten ist sein Sonnengleichnis. Dies übernimmt der Neuplatonismus und bei Proklos begegnet uns Licht als das Ursprungsprinzip aller Dinge. Auch das Christentum spart nicht mit Lichtmetaphorik, gilt nicht zuletzt Jesus Christus als "Das Licht der Welt". Neuen Auftrieb bekommt Erleuchtung in der Aufklärung, in der das "Licht der Vernunft" als Gegenprinzip gegen jede dogmatische Religionsform steht. In den Kolonien wird der Begriff über Missionare in fremde Kulturen getragen und begegnet dort anderen religiösen Heilskonzepten. In diese fließt er in den Übersetzungen der dortigen heiligen Schriften ein und wird wieder nach Europa gewissermaßen reexportiert. Hier trifft er auf kriselnde religiöse Traditionen und eine große unbefriedigte spirituelle Sehnsucht in der Gesellschaft. Fernöstliche Religionspraktiken passen gut zu der in jener Zeit aufkommende Individualisierung der Religion. Jeder Mensch erscheint kompetent selbst sein Heil zu erlangen unabhängig von irgendwelchen Kirchen oder Klerikern. Bereits im 19. Jahrhundert erlangt der Erleuchtungsbegriff große Popularität, richtig wird er aber Anfang des 20. Jahrhunderts durch Bücher wie Hesses Siddhartha bekannt. Nach dem 2. Weltkrieg greift ihn erst die Hippie-, später die New Age-Bewegung auf und in unserer Zeit, die man in Anlehnung an Max Weber eine Zeit der "Wiederverzauberung der Welt" nennen könnte, hat er eine neue Renaissance.

Rajneesh, Bhagwan, Osho - Der Guru der 70er
Autorin: Bettina Weiz / Regie: Kirsten Böttcher
Grauer Wallebart, flauschige Mütze, große, runde Augen, in denen der Schalk aufblitzen kann, und wenn er spricht, merkt man: der weiß, was er sagt, nimmt sich alle Zeit der Welt dafür - und zieht genau mit dieser tiefenentspannten Art die Menschen in seinen Bann: das ist Chandra Mohan, auch als Rajhneesh, Bhagwan und Osho bekannt. In den 70er Jahren faszinierte der Inder Hunderttausende vor allem junger Sinnsucher aus der westlichen Welt. Sie nannten sich seine Schüler, Sannyasins, lauschten seinen Reden, zogen sich rot an, hängten Holzperlenketten mit seinem Konterfei um die Hälse, pilgerten zu ihm ins indische Pune, später auch ins US-amerikanische Oregon, wo er zeitweilig auf einer Ranch lebte, meditierten, übten die freie Liebe und das Ausleben ihrer Aggressionen - und schockierten damit ihre Eltern und Altvorderen in Deutschland. Institutionen wie Ehe, Familie oder Religion erklärte Bhagwan zum Hauptgrund für Krankheiten und die neurotische Gesellschaft. Im Lauf seines Lebens wurde er allerdings selbst zu einer Institution.

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Bernhard Kastner

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