Bayern 2

     

Zeit für Bayern 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Leny Prytula vom Projekt "Meet a Jew" unterwegs in Nürnberg | Bild: BR/Benedikt Preisinger

Samstag, 27.03.2021
12:05 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Die Rabbiner sind große und heilige Männer"
Blüte und Zerstörung der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde von Regensburg
Von Thomas Muggenthaler

„Wir sind ganz normale Menschen, ganz normal!“
Jüdisches Leben heute
Von Barbara Bogen

Wiederholung um 21.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

"Die Rabbiner sind große und heilige Männer"
Blüte und Zerstörung der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde von Regensburg
Von Thomas Muggenthaler

Die jüdische Gemeinde von Regensburg ist die älteste und bedeutendste Süddeutschlands. Sie existiert seit der Römerzeit und brachte im Mittelalter bedeutende Gelehrte hervor. Etwa Rabbi Jehuda, der mit seinen Geschichten in der jüdischen Welt noch heute ein Begriff ist, oder Rabbi Petachja, der im 12. Jahrhundert einen Bericht seiner Reisen verfasst hat, die ihn bis Ninive und Babylon geführt haben. Nicht zuletzt steht der um 1300 verfasste opulente Regensburger Pentateuch im Israel-Museum in Jerusalem für die Blüte der mittelalterlichen Regensburger Gemeinde. Doch 1519 wurden die Juden aus der Stadt vertrieben und das jüdische Viertel dem Erdboden gleichgemacht. Auf dem Platz entstand der heutige Neupfarrplatz mit der großen evangelischen Stadtkirche. Die Nazis veranstalteten 1938 einen "Auszug der Juden" aus der Stadt, der bewusst an den Vorgang des 16. Jahrhunderts anknüpfte. Eine großflächige archäologische Ausgrabung erinnerte 1995 eindrucksvoll an dieses vergessene Kapitel Stadtgeschichte. Der israelische Bildhauer Dani Karavan hat auf dem Neupfarrplatz einen "Ort der Begegnung" geschaffen. Thomas Muggenthaler zeichnet die 1.700-jährige Geschichte der Jüdischen Gemeinde von Regensburg nach.


„Wir sind ganz normale Menschen, ganz normal!“
Jüdisches Leben heute
Von Barbara Bogen

Vor 100 Jahren, in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, florierte das jüdische Leben in ganz Deutschland. Überall hatten jüdische Unternehmer, Ärzte, Wissenschaftler und Künstler, obgleich sie zahlenmäßig mit weniger als einem Prozent der Gesamtbevölkerung nur einen verschwindend geringen Anteil ausmachten, einen wesentlichen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben.
Allein in Bayern existierten vor 1933 beinahe 200 jüdische Gemeinden, die meisten davon in Mittel- und Unterfranken. Bedeutende Zusammenschlüsse gab es unter anderem in Nürnberg und Fürth, das sogar als das „fränkische Jerusalem“ galt.
Heute, ein dreiviertel Jahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Versuch der Auslöschung der europäischen Juden durch die Shoa verzeichnen die jüdischen Gemeinden in Deutschland insgesamt nur noch etwa 96.000 Mitglieder. Dazu kommen Menschen, die nicht Mitglied einer Gemeinde sind, schätzungsweise 30.000 bis 50.000 Juden und Jüdinnen, zusammen weniger, als vor rund 100 Jahren allein in Berlin lebten.
Nicht zuletzt aufgrund der geringen Zahl jüdischer Menschen in Deutschland heute ist es kaum erstaunlich, dass viele Nichtjuden hierzulande noch nie einen persönlichen Kontakt zu Juden und Jüdinnen hatten und daher wenig Kenntnis über das jüdische Leben besitzen. Zeitgleich zeigt sich in dramatischer Weise das Phänomen eines wieder erstarkenden Antisemitismus, eines Judenhasses, der sich zumeist aus grober Unkenntnis nährt und auf uralte Klischees und fatale Stereotype im Zusammenhang mit dem Judentum zurückzuführen ist.
Um Vorurteile und Projektionen zu vermeiden, ist nichts so wichtig wie der Dialog, die offene Gestaltung von „Persönlichkeit“ im Miteinander. „Wir sind ganz normale Menschen, ganz normal“, erklärte unlängst eine Nürnbergerin mit jüdischen Wurzeln, natürlich nicht ohne Ironie. Mehr als bedenklich jedoch, dass man eine solche Selbstverständlichkeit überhaupt wieder erwähnen muss.
Wie sehen jüdische Biographien etwa in Franken heute aus, was bewegt Jüdinnen und Juden, wie religiös ist ihr Leben oder wie profan?
Die Sendung stellt in vier kurzen Porträts Jüdinnen und Juden in der fränkischen Region vor, ihre Freuden und Sorgen, ihren Alltag, ihre Individualität und „Normalität“. Das Feature zeigt, wie vielfältig jüdisches Leben heute ist und wie befruchtend und notwendig für eine lebendige weltoffene Gesellschaft, deren diverses Miteinander ihre Qualität bestimmt.

Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Zeit für Bayern zeigt das Land im Herzen Europas in seiner ganzen Vielfalt. Eine unterhaltsame Heimatkunde für alle, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob aus Kempten oder Köln, Nürnberg oder Neapel, Berlin, Bagdad oder Berchtesgaden. Denn Heimat ist da, wo man sich kennt und auskennt. Zeit für Bayern bietet die Gelegenheit, die Landstriche und die Menschen Altbayerns, Frankens und Schwabens näher kennen zu lernen und neu zu erfahren - bayerisches Leben und bayerisches Lebensgefühl abseits aller Klischees.

"Zeit für Bayern" ... sollte jeder haben!