Bayern 2

     

radioTexte am Dienstag Ludwig I. - Lola Montez: Eine Krone für einen Seitensprung

Lola Montez, auch Theaterunternehmerin und Autorin. | Bild: BR

Dienstag, 16.02.2021
21:05 bis 22:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Wie eine Liebesaffäre zur Staatsaffäre wird: Das Unglück nimmt seinen Lauf, als eine schöne, schwarzhaarige Frau im Oktober 1846 die Stufen zum Audienzzimmer der Münchner Residenz hinauf schreitet. Die Spanierin Lola Montez trifft zum ersten Mal Ludwig I.. Am Ende ihrer Affäre - 1848 - ist der König wegen der "falschen Andalusierin" seine Krone los. Bayern erlebt eine Revolution.
Von Jürgen Kolbe und Wolfgang Till.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags können wir diese Lesung bis zum 16.02.2022 anbieten.

Selten in der Geschichte hat sich die Staatsräson so unvermittelt mit Liebe, Leidenschaft und Lust verbunden wie in der "liaison dangereuse" zwischen dem 60-jährigen Monarchen und der 26-jährigen Tänzerin. Was den Zeitgenossen und allen, die der dramatische Stoff seither beflügelt, als skandalöse Entgleisung galt, verdient heute, in einigen Aspekten neu bewertet zu werden.
Vor allem Lola Montez, wie sich die gebürtige Irin nannte, verkörperte die "femme fatale", einen Frauentypus, wie ihn eigentlich erst das 20. Jahrhundert kennt. Ihre so berechnend wirkende Verbindung zum König, hat aber auch Züge der Aufrichtigkeit und des Arglosen. Die Verjüngung, die Ludwig durch die Montez erfährt, setzt zugleich auch ganz ungeahnte Elemente politischer Liberalität frei.
Das Gespräch der beiden in ihren Briefen hat einen sehr nahen, sehr genauen Beobachter: Den genialen königlichen Baumeister und Vertrauten Ludwigs, Leo von Klenze. Er hat in seinen "Memorabilien" (Band 5 und 6) das Schicksal Ludwigs I. und seines Königreichs loyal und sorgenvoll begleitet. Aus den Briefen des Liebespaares und aus den Kommentaren Leo von Klenzes ist eine Collage entstanden, eine Art "ménage à trois", kurzum ein Stück historischer Wirklichkeit, das zugleich Oper, Operette und Tragikomödie ist. Und wenn man will, taugt die Lola-Ludwig-Connection als Muster für den immer wieder möglichen Fall, dass Staatsräson und Liebeshändel fast immer über Kreuz geraten.

Unter der Regie von Antonio Pellegrino spielt Annika Pages die Lola. Jürgen Arndt ist Leo von Klenze. Wolf Euba ist in der Rolle Ludwig I. zu hören.