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Breitengrad Der Streit um das bosnische Flüchtlingscamp Lipa

Ein Migrant aus dem Aufnahmelager Lipa sitzt in einer provisorischen Unterkunft in eine Decke gewickelt auf einem Stuhl. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat am 23.12.2020 das Lager Lipa geschlossen. | Bild: dpa-Bildfunk/Kemal Softic

Samstag, 13.02.2021
14:05 bis 14:30 Uhr

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BAYERN 2

Symbol des Versagens. Der Streit um das bosnische Flüchtlingscamp Lipa
Von Andrea Beer und Srdjan Govedarica

Wiederholung am Mittwoch, 14.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Wenn Bosnien und Herzegowina in die EU will, muss es ein effizientes Migrationsmanagement etablieren - so kommentierte die EU-Kommission die katastrophale humanitäre Lage im bosnischen Flüchtlingscamp Lipa. Tatsächlich wirft die Situation im Camp Lipa kein gutes Licht auf die bosnischen Behörden. Doch ganz so einfach ist das nicht. Zwar sind die Flüchtlinge und Migranten in die Mühlen der bosnischen Innenpolitik geraten, doch die Lage vor Ort hat auch mit der Flüchtlingspolitik der EU zu tun. Denn die rund 8000 Flüchtlinge und Migranten, die zur Zeit in Bosnien und Herzegowina nach offiziellen Angaben sind, kommen vor allem aus Griechenland, also aus der EU und wollen von Bosnien aus weiter nach Kroatien und in andere EU-Länder. Seit 2017 ist der Nordwesten Bosnien und Herzegowinas ein guter Ausgangspunkt dahin. Viele sind dort gestrandet. Auch im Camp Lipa, in der Näher der Stadt Bihac. Einen Tag vor Weihnachten wurden die Flüchtenden und Migranten in Lipa obdachlos, denn die Internationale Organisation für Migration IOM zog ihre Mitarbeiter ab. Begründung: Die bosnischen Behörden hätten das Camp nicht rechtzeitig winterfest gemacht. Rund 1300 Männer aus Afghanistan, Pakistan, Bangladesch oder dem Iran waren damit sich selbst überlassen, zumal ein Brand am gleichen Tag fast alle Zelte zerstörte und sie ohne Obdach im eiskalten bosnischen Winter ausharren mussten. Der Versuch sie wenigstens vorübergehend in einer Kaserne nahe Sarajevo unterzubringen, scheiterte am Widerstand der Behörden dort und nach einer Nacht in Bussen mussten die Menschen wieder in die zerstörte Brandruine von Lipa zurück. Inzwischen stehen dort zwar rund 20 beheizte Armeezelte, doch die Situation hat sich nicht entspannt.

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