Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Kandinsky, Münter, Jawlensky, Werefkin und Co.

Samstag, 02.01.2021
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Kandinsky, Münter, Jawlensky, Werefkin und Co.
Die Neue Künstlervereinigung München (1909-1912)
Von Ute Mings

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Den Spätsommer und Herbst 1908 verbrachten die beiden Paare Gabriele Münter und Wassili Kandinsky, Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky in Murnau. Sie erprobten die neue Kunst, der sie sich alle verschrieben hatten: kein impressionistisches Abmalen der Natur mehr, sondern die Entwicklung von Farben und Formen für Gefühlswelten, geistige Inhalte, Extrakte des Wesentlichen. Zusammen mit künstlerischen Freunden (u. a. Adolf Erbslöh, Alfred Kubin, Karl Hofer, später auch Franz Marc) verfassten sie am 22. Januar 1909 einen Text zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", um ihre Ideen der "Rückbesinnung auf uralte Elemente der Kunst" öffentlich zu präsentieren.

Die NKVM vereinigte eine Zeitlang die verschiedensten Strömungen: Expressionismus, Kubismus, abstrakte und idealistische Malerei, bis hin zu den reinen Abstraktionen Kandinskys. "Die Wilden Deutschlands", nannte Franz Marc die Gruppe, anspielend auf die Fauves um Henri Matisse in Frankreich. Im Dezember 1909 fand in der Münchner Galerie Thannhauser die erste Ausstellung statt - mit 128 Werken von Mitgliedern und Gästen, darunter Bilder von Picasso und Braque. "Eine Vereinigung Fieberkranker, wie Morphium- oder Haschisch-Trunkene", "skrupellose Hochstapler" oder "unheilbar geisteskrank" höhnte die lokale Presse und verschärfte damit die bald aufflammenden Konflikte zwischen gemäßigten und radikal Modernen innerhalb der Gruppe, die schließlich an ihren Differenzen um die Abstraktion zerbrach. Im Dezember 1911 traten Kandinsky und Marc aus der NKVM aus und gründeten die Gruppe "Der Blaue Reiter". Bald nach einer Doppelausstellung der beiden Gruppen - wieder in der Galerie Thannhäuser - löste sich die NKVM auf. Die beiden Paare Kandinsky-Münter und Jawlensky-Werefkin fanden im "Blauen Reiter" wieder zusammen - vorübergehend.

Ute Mings erzählt die Geschichte einer Künstlergruppe in ihren privaten und professionellen Koalitionen und Konflikten.

BR 2009

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