Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Verkehrschaos um 1900

Verkehrschaos um 1900 am Potsdamer Platz | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 10.02.2013
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

"Malefizautomobüle und andere Schrecken"
Verkehrschaos um 1900
Von Justina Schreiber
Als Podcast verfügbar

Von links kommt eine Pferdetram, von rechts ein lautloses Akkumulatoren-Auto, mit dem die bayerische Postverwaltung ihre Pakete transportiert. Und mitten drinnen Radfahrer und Fußgänger. Was für eine Aufregung! Nicht jeder ertrug das Chaos mit solcher Bierruhe wie der behäbige Schutzmann einer Karikatur, der den brausenden Verkehr mit den Augendeckeln zu regeln verstand.
Im beschaulichen München der Prinzregentenzeit kam der Magistrat mit dem Anpassen der Verkehrsregeln kaum hinterher. Nur mit großen Bedenken hatte die Polizei 1888 erlaubt, dass Carl Benz den ersten Patentmotorwagen durch die Stadt steuern durfte. Die Gefahr, die von scheu werdenden Gäulen ausging, war nicht zu unterschätzen. Aber so sehr man sich auch bemühte, etwa den Velozipedisten mit Fahrverboten und Nummernschilderzwang den Spaß an der Freud zu nehmen, der Zug in die Moderne war schon längst abgefahren. Nicht nur an den Kreuzungen prallten Passanten, Radler, Equipagen, Malefizautomobüle, Dampf- und elektrische Trambahnen aufeinander. Auch an den Straßenrändern gab es ein Durcheinander. Weil sich zum Beispiel die konservativen Fiaker mit den neumodischen Chauffeuren herumstritten, musste man die Standplätze der Autodroschken und Pferdekutschen schleunigst voneinander trennen. Kaum ein Thema erregt(e) die Menschen mehr als der Verkehr. Warum auch immer.
Justina Schreiber schildert das Verkehrschaos um 1900.