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Schleimpilze | Bild: picture-alliance/dpa

Freitag, 27.11.2020
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Schleim
Schutzfilm mit Ekelfaktor

Schleimpilze
Überlebenskünstler und Wunderwesen

Das Kalenderblatt
27.11.1933
"Amt für Schönheit der Arbeit" gegründet
Von Thomas Grasberger
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Schleim - Schutzfilm mit Ekelfaktor
Autorin: Maike Brzoska / Regie: Sabine Kienhöfer
Glibberig, glitschig, wabbelig - die meisten Menschen mögen keinen Schleim, von Kindern einmal abgesehen. Er klebt an den Fingern und fühlt sich schmierig und schmutzig an. Vielleicht kommen Monster deshalb so oft schleimig und triefend daher. Schleim hat wirklich keinen guten Ruf - zu Unrecht! Denn tatsächlich gibt es kaum ein Lebewesen, das ohne ihn auskommt. Bei Quallen, Schnecken oder Fröschen ist das offensichtlich, bei uns Menschen schon weniger. Aber unsere Schleimhäute haben lebenswichtige Funktionen. Sie schützen uns vor krankmachenden Erregern und vor unserer eigenen Magensäure, die uns von innen verätzen würde. Schleim kommt überall dort vor, wo das Eine in das Andere übergeht. Er ist ein sogenanntes Grenzflächenmaterial. So sind Ozeane beispielsweise von einer dünnen Gelschicht bedeckt, die Wasser und Luft voneinander trennt. Schleim ist also ausgesprochen wichtig für Mensch und Natur. Aber warum ekeln wir uns dann so vor ihm? Und woraus besteht er eigentlich?

Schleimpilze - Überlebenskünstler und Wunderwesen
Autor: David Friedman / Regie: Susi Weichselbaumer
Es ist kein Tier und hat doch Füßchen. Es ist keine Pflanze und hat doch Samen. Es bewegt sich auf einer Schleimspur über den Boden und sieht aus wie ein Spiegelei. Es verwandelt sich mühelos von einer gallert-artigen Glibber-Masse in ein Bündel Wunderkerzen oder in eine Kolonie zierlicher Ballons. Weltweit gibt es um die 1000 Schleimpilze-Arten. Alleine im Alpenbereich sind 370 Arten nachgewiesen.
Schleimpilze - botanisch Mycetozoa - leben in der Wüste, unter Gletscher-Eis oder auf toten Holzstämmen im Wald. Sie lieben die Feuchtigkeit, können aber auch im Trockenen jahrelang überleben. Ständig verändern sie ihr Aussehen, je nach dem, was gerade erforderlich ist. Eine einzige Schleimpilzzelle kann millimeterklein oder bis zu fünf Quadratmeter groß sein. Sie fressen Pflanzen und Bakterien und können riesige Holzkonstruktionen zum Einsturz bringen.
Sind sie intelligent? Fast möchte man es meinen, wenn man sieht, wie sie sich zielgerichtet durchs Leben schlagen und immer wieder Erstaunliches vollbringen. Japanische Wissenschaftler haben von Schleimpilzen gelernt, wie man möglichst effektive Eisenbahnnetze plant. Andere Wissenschaftler beschäftigen Schleimpilze als Musikanten und Rechenkünstler.
Mit ihrem Verhalten interessieren Schleimpilze nicht nur Wissenschaftler, sondern auch viele Naturfreunde. Sie steigen ihnen nach mit Lupe und Messerchen, um sie zu sammeln und ihre Struktur zu bewundern. Schleimpilze sind mehr als 700 Millionen Jahre alt - und begeistern manche Menschen heute, als wären sie junge Rockstars.

Moderation: Yvonne Maier
Redaktion: Matthias Eggert

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