Bayern 2

     

Zündfunk extra Popkultur am Feiertag

Sonntag, 01.11.2020
19:05 bis 21:00 Uhr

BAYERN 2

19.05 Der Soundtrack des arabischen Frühlings
Wie sich die Musik der arabischen Welt durch die Revolutionen veränderte
Von Nabila Abdel Aziz

20.00 Nachrichten, Wetter, Verkehr

20.05 Charlie Megira: Die tragische Geschichte des israelischen Link Wray
Von Ralf Summer

Diese Sendung zum Nachhören unter www.bayern2.de/zuendfunk

Der Soundtrack des arabischen Frühlings
Wie sich die Musik der arabischen Welt durch die Revolutionen veränderte
Von Nabila Abdel Aziz
Musik die wilder, ungeschönter, weniger kommerziell und mutiger ist: Nachdem jahrzehntelang weichgespülte Schnulzen alles dominierten, entstanden mit dem Arabischen Frühling neue Genres und gewagtere Texte, die Produktion wurde experimenteller, die Künstler unterschiedlicher. Und die Revolution beeinflusste nicht nur die Musik. Auch die Musik die Revolution: Der tunesische Rapper El Général half dabei, die Proteste in Tunesien zu entfachen. Auf dem Tahrir Platz in Kairo sangen tausende gemeinsam Protestlieder. Und selbst dort, wo die Demonstrationen längst vorbei sind, tragen Musiker den Wandel fort, indem sie gegen Sexismus, Homophobie oder Korruption singen.

Charlie Megira: Die tragische Geschichte des israelischen Link Wray
Von Ralf Summer
Er wurde nur 44 und lebte die letzten Jahre vor seinem Tod 2016 in Berlin: Charlie Megira ist ein bei uns weitgehend unbekannter, israelischer Musiker. Er verband Surf- & Rockabilly-Sound der 1950er Jahre mit dem Noise-Pop der 1980er. Schlug also die Brücke zwischen Link Wray oder Elvis Presley zu The Cramps und Joy Division. Gabriel "Gabi" Abudraham, so sein bürgerlicher Name (seine Mutter hieß Megira), stammte aus dem Norden Israels, lebte in Tel Aviv und veröffentlichte nach dem Millennium seine ersten Platten. Auf dem Debüt "The Abtomatic Miesterzinger Mambo Chic" (ãä àáèåîèé÷ îéñèøæéðâø îîå ùé÷) fanden sich humorvolle Titel wie "Golgatha Rock" oder "The Death Dance of The Busty Hot Lifeguard Instructor Babe", die auch aus einem Quentin Tarantino-Film entstammen könnten - und zwar an der Stelle, wenn es richtig absurd & spannend wird. 2014 erschien mit seiner letzten Band "The Bet She'an Valley Hillbillies" noch ein Tape. Ein Plattendeal mit Cult Records, dem Label von The Strokes-Sänger Julian Casablancas, war nicht zustande gekommen. Zu dem Zeitpunkt war der rastlose Musiker in Berlin gelandet, wo er mit seiner Familie lebte und unter tragischen Umständen 2016 starb. Das US-Archiv-Label Numero Group hat diesen Rock´n´Roll-Schatz geborgen und die Doppel-LP "Tomorrow's Gone" veröffentlicht. Hoffentlich wird Megira, der Zeit seines Lebens hauptsächlich selbstgebrannte CDs verkaufte, nun endlich bekannt. In den Linernotes des Samplers wird Megiras Musik als "both familiar und enterily alien at once" beschrieben: vertraut und fremdartig zugleich. Ralf Summer bringt uns den israelischen Geheimtipp näher.