Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Die Emanzipation der Elisabeth Mann Borgese

Elisabeth Mann Borgese vor einem Foto ihrer Familie | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 30.03.2013
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Die Erwählte"
Die Emanzipation der Elisabeth Mann Borgese
Von Kerstin Holzer
Siehe auch Sonntag, 18.05 Uhr

"Ich war als Zwölfjährige begeistert vom Europa-Gedanken, aus purem Idealismus. Und wie weit ist es heute! Das erzähle ich immer meinen Studenten. Die Realisten von heute sind morgen tot. Und die Utopisten von heute sind die Realisten von morgen." - Ausgebildete Konzertpianistin, Verfasserin von Novellen, einziges weibliches Gründungsmitglied des Club of Rome, Mitverfasserin der UN-Seerechtskonvention, engagierte Meeresschützerin - und bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 Professorin für Internationales Seerecht an der Universität im kanadischen Halifax: Elisabeth Mann Borgese hat früh ihren Weg aus dem Schatten des berühmten Vaters gefunden. Dabei behauptete sie immer, "sehr scheu" gewesen zu sein - vor allem als junges Mädchen.
Der öffentlichen Meinung, die Mann-Kinder hätten unter der Kälte und intellektuellen Egozentrik des großen Vaters gelitten, ist sie stets entgegen getreten. Natürlich war sie, man kann es nachlesen, immer das geliebte "Kindchen", neben Erika die "Lieblingstochter" Thomas Manns. Sie war willkommen, erwünscht, geliebt, ohne sich diese väterliche Zuneigung verdienen zu müssen. Doch daran allein kann es nicht liegen, dass Elisabeth als einzige der Geschwister immer sagte, sie habe "ein glückliches Leben" geführt. Das familiäre Erbe prägte sie - aber es lähmte sie nicht. Und es scheint das Vermächtnis ihrer vitalen Mutter Katia zu sein, das Elisabeth vor der Mannschen Zerrissenheit zwischen Begabung und Labilität bewahrte.
Ein Porträt von Kerstin Holzer - zur Ausstellung "Elisabeth Mann Borgese und das Drama der Meere", die seit dem 21. März im Münchner Literaturhaus zu sehen ist. Und: Alle "Kinder der Manns" sind als Hörbuch-Edition erhältlich.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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