Zündfunk Generator Der Philosoph Giorgio Agamben

Giorgio Agamben – Vom Lager, dem Ausnahmezustand und der Anstößigkeit des Denkens
Von Sammy Khamis
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk
Als Podcast verfügbar

Der italienische Philosoph Giorgio Agamben gehört seit zehn Jahren zur Avantgarde seines Faches und wird auch in popkulturellen Zusammenhängen immer wieder zitiert und diskutiert. Grund genug im Zündfunk Generator tiefer in Agambens Werk einzusteigen.
Mit seinen Schriften hat Giorgio Agamben in der Philosophie "die pole position eingenommen, die seit dem Tod Michel Foucaults vakant ist". So hat es der Literaturwissenschaftler Anselm Havelkamp formuliert. Wie Michel Foucault ist Giorgio Agamben ein lästiger, sperriger und unbequemer Denker. Seine Texte sind so begeisternd wie anstößig, so anregend wie unbehaglich.
Die Lager in Guantanamo oder Lampedusa etwa sind aus seiner Sicht nicht nur Synonyme für rechtsfreie Räume und unbeschreibliches menschliches Leid, sie bezeichnen auch einen intellektuellen Notstand: Wie kann es sein, dass ein moderner, demokratischer Staat Lager errichten, gar Häftlinge foltern kann? Diesen Fragen widmete sich Giorgio Agamben in seinem Buch Homo Sacer - Die souveräne Macht und das nackte Leben. Es erschien 2002 auf Deutsch. Mit einem Knall betrat der Italiener damals die Bühne des internationalen Feuilletons: Denn Giorgio Agamben ist der erste, der eine Tiefenanalyse des Lagers in Zeiten des war on terror lieferte. Das ist nur ein Aspekt in Agambens Schriften.
Für Giorgio Agamben ist jede westliche Demokratie, wenn sie sich als wehrhaft bezeichnet oder mit dem Ausnahmezustand argumentiert, näher an totalitären Staaten, als sie vorgibt und als sie die Bürger glauben macht. Heutzutage, so Agamben, wird die Ausnahme in jedem Aspekt der Politik zur Regel. Diese Tatsache war während der Bankenrettung besonders offensichtlich: Sobald eine Bank das Label too big to failerhielt, wurde sie gerettet, auch wenn dabei nationale oder europäische Parlamente in ihren Rechten eingeschränkt wurden.
Was das Denken und die Werke Agambens ausmacht, wie diese Figur am Rande der Popkultur zu verstehen ist – das gibt es im Zündfunk Generator am
24. März zu hören