Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Der Oberpfälzer Autor Werner Fritsch

Sonntag, 26.04.2020
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Fürs Schreiben lernt man am besten von Analphabeten"
Der Oberpfälzer Autor Werner Fritsch
Von Bernhard Setzwein

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast verfügbar

Aufgewachsen ist der 1960 geborene Werner Fritsch auf der Hendelmühle, einem Sägewerk und Einödhof im Oberpfälzer Stiftland. Da die Eltern wenig Zeit hatten, nahm sich Wenzel Heindl, der etwas sonderliche Knecht des Hofes, des kleinen Buben an. Der Mann, früh gehandicapt durch eine Kinderlähmung, ohne jegliche Schulbildung, aber ausgestattet mit einer blühenden Phantasie, eröffnete dem "Wernderl" eine archaische Welt voller Naturmystik, kindlichen Jenseitsglaubens und wild fabulierender Phantastik. Werner Fritsch hat das alles aufgezeichnet, auf Tonbänder, Schwarzweiß-Filmmaterial und in einem ersten Buchmanuskript, in dem er die wundersame "oral history" des Wenzel zu einem unverwechselbaren Stück bayerischer Literatur formte. Der Roman "Cherubim", ausgezeichnet mit dem Robert-Walser-Preis, machte Werner Fritsch über Nacht bekannt.

Seitdem hat Fritsch eine Vielzahl an Theaterstücken und Prosabüchern veröffentlicht, hat eigene Hörspiele gestaltet und sich auch als Autorenfilmer hervorgetan. Auch wenn in Arbeiten wie "Enigma Emmy Göring" (Hörspiel des Jahres 2008) die verhängnisvolle deutsche Geschichte sein Ausgangsmaterial war, so gründen letzten Endes doch all seine Arbeiten in jenem besonderen "Wondreb-Kosmos" seiner Herkunft, dessen Fixpunkte man angeben könnte mit dem KZ Flossenbürg, der Totentanzkapelle in Wondreb und eben der Hendelmühle, die nur wenige Kilometer von der böhmischen Grenze entfernt liegt.

Bernhard Setzwein hat Werner Fritsch dort besucht und mit ihm über seinen außergewöhnlichen Lebens- und Schreibweg gesprochen, auf dem das katholische Internat der Mallersdorfer Schwestern ebenso eine Rolle spielte wie etwa die frühe Begegnung mit Herbert Achternbusch.

Zum 60. Geburtstag von Werner Fritsch am 4. Mai 2020

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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