Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Griabig sein

Bayer liegt auf einer Almwiese und schläft | Bild: picture-alliance/dpa/blickwinkel/McPHOTO/M. Gann

Sonntag, 16.02.2020
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Bayerische Passionen
Griabig sein
Von Markus Metz

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Es gibt einige Gemütszustände, die man als typisch bayerisch empfinden kann: grantig, z’wider, dramhappert oder fuchsdeifiswuid zum Beispiel. Wenn es zu diesen Gemütszuständen immerhin vage "preussische" Pendants gibt, so ist ein Zustand der bayerischen Seele in kaum einer anderen Kultur (man müsste schon auf Afrika obi) vertreten: Nämlich jener, der erreicht wird, wenn man seinen Griabigen hat, auch als "Griawig" oder "Griawe" vertextet. Das Griabig-Sein ist ein philosophischer Zustand, der vom richtigen Moment, vom richtigen Ort und natürlich von den richtigen Leuten abhängig ist. Es ist der Augenblick, in dem zugleich hohe Erkenntnis und kosmische Ruhe durch einen Menschen, einen Ort oder einen Zeitpunkt fließen, in dem sich tiefe Ruhe und gedankliche Klarheit unaufgeregt treffen.

Wir könnten es "Erleuchtung" nennen, wenn das nicht schon wieder so preussisch-dramatisch daherkäme. Denn nur in Bayern (oder in manchen Gegenden von Afrika) können sich Erkenntnis, Erleuchtung und Gnade so bescheiden als schlichte Zufriedenheit äußern. Dieser Zustand der friedvollen inneren Erleuchtung ist, das eben wird kein Nicht-Bayer verstehen (außer er kommt aus Afrika), sich selber vollkommen genug. Es muss nichts daraus entstehen, keine Symphonie, keine "Kritik der reinen Vernunft", keine beidseitig tragbare Lederhose. Die kosmische Harmonie, die durch den griabigen Moment fließt, benötigt derlei Anstrengungen nicht. Es ist der Moment der Andacht ohne Transzendenz. Ein Vor-Schein des Himmels. In diesem Zustand des Griabigen kann dem bayerischen Menschen jederlei Geschlechts allerhand widerfahren. Nur gestört werden darf er in ihm nicht. Dann wird er fuchtig.

Markus Metz mit einem Beitrag zur Philosophie des Alltags und der Metapyhsik des Banalen.

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