Bayern 2

     

BAYERN 2-SOMMERRADIO Bayerisches Feuilleton Oskar Maria Graf als US-Bürger

Oskar Maria Graf, Porträtaufnahme, New York um 1960 (Joseph Breitenbach) | Bild: picture-alliance/dpa/akg-images

Samstag, 27.07.2019
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Sommerradio-Reihe "Bavariamerica"
Ein Bayer in New York
Oskar Maria Graf als US-Bürger
Zum 125. Geburtstags des Schriftstellers am 22. Juli
Von Bernhard Setzwein

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Oskar Maria Graf war einer der Autoren, die am frühesten erkannten, was mit der Nazibarbarei auf Deutschland zukommen würde. Deshalb flüchtete er unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 aus seiner bayerischen Heimat und landete - nach Zwischenstationen in Wien und Brünn - schließlich im amerikanischen Exil. Eine winzige Wohnung in einem Mietsblock in Nord-Manhattan wurde das letzte Domizil. Bis zu seinem Tod am 28. Juni 1967, lebte er in New York. Zahlreich sind die Anekdoten über seine mangelnde Integrationsbereitschaft. Nicht nur, dass er einen bayerischen Stammtisch in der Gaststätte "Alt-Heidelberg" unterhielt, er unternahm auch kaum Anstrengungen, das amerikanische Englisch zu erlernen. Allein noch beheimatet in seiner Sprache, einem bairisch gefärbten Schriftdeutsch, schrieb er auch im Exil noch bedeutende Werke, allen voran sein großes Bekenntnisbuch "Das Leben meiner Mutter".

Bis Graf die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, dauerte es lange. Eher traute er sich allerdings nicht, das alte Europa noch einmal zu besuchen Er hatte Angst, man würde ihn, den Gefühlssozialisten, in das von einer Kommunistenhatz geprägte Amerika nicht mehr zurücklassen. Die wenigen Besuche, die er Bayern noch abstattete, waren nie ganz konfliktfrei. Sein Beharren darauf, in bayerischer Landestracht bei einer Lesung im Münchner Cuvilliéstheater aufzutreten, provozierte einen regelrechten Lederhosen-Skandal. Mitterweile ist Graf ist längst heimgeholt. Er gilt als einer der wichtigsten bayerischen Autoren. Seine sterblichen Reste liegen in München-Bogenhausen, seinen Nachlaß sowie den New Yorker Schreibtisch verwahrt das Literaturarchiv Monacensia.

Für sein Feature, in dem Oskar Maria Graf selbst zu hören ist, hat der bayerische Schriftsteller Bernhard Setzwein unter anderem mit Dr. Elisabeth Tworek, Leiterin der Monacensia, gesprochen, wie auch mit Prof. Waldemar Fromm, dem Vorsitzenden der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft.

Eine Sendung anlässlich des 125. Geburtstags von Oskar Maria Graf am 22. Juli 2019.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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