Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Kachelöfen für den Märchenkönig

Die Schauspielerin Michaela May | Bild: Heidi Wolf

Sonntag, 11.01.2015
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Kachelöfen für den Märchenkönig
Michaela May und die Hafner-Familie Mittermayr
Von Heidi Wolf
Als Podcast verfügbar

Die Schauspielerin Michaela May stammt aus der traditionsreichen Hafnerfamilie Mittermayr in der Hackenstraße 4 in München. May ist ihr Künstlername, denn geboren wurde sie als Gertraud Mittermayr. Die Familiengeschichte hat sie lange Zeit nicht interessiert. „Beatles, Rolling Stones - das war meine Welt, aber nicht Kachelöfen aus dem 18. Jahrhundert“, erinnert sich die Schauspielerin an ihre rebellische Jugend. Alle Versuche ihres Vaters, ihr das umfangreiche Archiv nahe zu bringen, scheiterten - bis im Herbst 2008 in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung die Ausstellung „Walt Disneys wunderbare Welt und ihre Wurzeln in der europäischen Kunst“ eröffnet wurde. Spektakulärstes Exponat war ein fast vier Meter hoher Kachelofen, den Ludwig II. 1880 für sein Schloss Neuschwanstein bestellt hatte, dann aber gar nicht aufstellen ließ. „Dem König waren wohl die Kacheln zu bunt“, vermutet Michaela May. Die Restauratorin bei der Bayerischen Schlösserverwaltung Barbara Nahstoll hatte die Einzelteile auf dem Speicher des Schlosses gefunden und Michaela May um einen Einblick ins Archiv gebeten: 50 Leitz-Ordner in sechs Kisten, eingelagert auf einem gemieteten Speicher. Die Restauratorin war begeistert von dem umfangreichen Material, das bis ins Jahr 1740 zurückreicht: darunter ein Wanderbüchlein aus dem Jahre 1869, Arbeitsbescheinigungen auf wertvollem Hadernpapier mit alten Stadtansichten von Würzburg und München, ein reich dekorierter Meisterbrief aus dem Jahre 1920, Rechnungen über Ein- und Verkäufe. Nach der Disney-Ausstellung machte sich Michaela May auf die Suche nach einem professionellen Archivverwalter. Sie übergab alle Dokumente dem Bayerischen Wirtschaftsarchiv, das seit 20 Jahren bei der Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern angesiedelt ist. Es betreut 200 Unternehmen, Verbände und Institutionen und dokumentiert an ihrem Beispiel ein Stück Wirtschaftsgeschichte in Bayern.