Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Jörg Hube zum 10. Todestag

Jörg Hube | Bild: Volker Derlath/Süddeutsche Zeitung Photo

Samstag, 15.06.2019
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Lieber ein Spatz in Freiheit als ein Pfau im Zoo
Jörg Hube, ein Künstlerleben
Von Eva Demmelhuber

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Siehe auch 20.05 Uhr

"Lieber ein Spatz in der Freiheit als ein Pfau im Zoo"; mit diesem Zitat bilanzierte Jörg Hube sein Leben: unangepasst, unkonventionell, ein bayerischer Don Quijote in rostiger Rüstung, ein Revoluzzer, wenn es gegen sich festgefressene Strukturen ging. Ein Eigenbrötler und Einzelkämpfer, der sein Leben lang mit Konventionen im Konflikt stand. Schulzeugnisse beschreiben ihn als jähzornig, als einen, der sich weder in eine Klassengemeinschaft einordnen, noch Vorschriften unterordnen kann. Vor allem, wenn sie ihm "unsinnig" erschienen, konnte er explodieren.

Er war Anarchist, ein Dickschädel, ein Sturkopf, eine "Tretmine", wie ihn sein Kollege Werner Schneyder einmal nannte. Ein Zweifler, ein Moralist, hoch empfindsam, zurückhaltend und polternd zugleich.

Sein umfangreicher Nachlass, eine unendliche Fundgrube aus Zetteln, unzähligen Briefen, Schulaufsätzen, Kinderzeichnungen, Kritzeleien, Manuskripten, Bildern, Notizen über Auseinandersetzungen mit der "Obrigkeit", den Hierarchien im künstlerischen Bereich und im praktischen Leben, belegt all diese Eigenschaften. Am pointiertesten aber zeigt sich das in seinen fünf Herzkasperl-Programmen, die immer etwas mit seiner Biografie zu tun hatten. Sie waren Nabelschau, hier konnte er sich an sich selber abarbeiten.

Auf der Kabarettbühne konnte er sich als Künstler und Mensch hinterfragen. Manchmal so exzessiv, dass es einem, der ihn kannte, fast peinlich werden konnte. Wenn er etwas angenommen hatte, eine Rolle, einen Sprechertext, dann floss dabei Herzblut und nicht zu wenig. Immer full power, immer mit ganzem Herzen. Dass dabei oft die Fetzen flogen, ist ganz selbstverständlich.

Jörg Hube, der Schauspieler, der Kabarettist, der Regisseur und Schauspiel-Lehrer: eine Collage aus Selbstzeugnissen und Erinnerungen von künstlerischen Wegbegleitern und Freunden - anlässlich seines 10. Todestages am 19. Juni 2019 - von Eva Demmelhuber.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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