Bayern 2

     

Aus dem Studio Franken: Bayern 2 - Die Radio Revue 2014: Jahrestage 100. Jahrestag: Beginn Erster Weltkrieg

Freitag, 02.01.2015
11:05 bis 12:00 Uhr

BAYERN 2

"Heldengedenken"
Kriegerdenkmale aus dem Ersten Weltkrieg
Von Andreas Höfig
Wiederholung um 20.05 Uhr

Keine Stadt, kein Dorf, kein alter Friedhof, wo nicht den Gefallenen der Weltkriege gedacht wird. Es sind nicht nur Plätze des Erinnerns und Trauerns für Familien, ja die ganzer Dorf-und Stadtgemeinschaften; es sind oft beeindruckende Mahnmale gegen den Wahnsinn des Krieges, gegen Kadavergehorsam und Hurra-Patriotismus.

Doch wie gehen wir heute mit diesem Gedenken um? Zeitzeugen, die den 1. Weltkrieg bewusst miterlebt haben, gibt es nicht mehr. Wer pflegt das Andenken, die Denkmäler und vor allem mit welcher Intention?

Wer vom Aussichtsturm auf der Ludwigshöhe bei Ebersberg in den Ort hinab steigt, den begleiten Alleebäume mit 84 Schildern, auf denen gefallenen Soldaten gedacht wird. Ihr Name, Dienstgrad, die Einheit, das Todesdatum und der Todesort sind nachzulesen. So wächst seit 1929 mitten in die Gemeinde hinein, ein Wald von zu früh abberufenen Mitbewohnern. Kreisheimatpfleger Markus Krammer hat heute alle Schicksale nachrecherchiert und bewahrt so auch die Details vor dem Vergessen. Dem Kriegerverein, der das Denkmal pflegt, geht aber langsam der Nachwuchs aus.
Der Weltkrieg, noch dazu der erste, ist für die meisten schon weit entfernt, so scheint es. Doch die Bundeswehr hat ganz aktuell wieder gefallene Kameraden heimzuholen, aus Afghanistan oder anderen Einsatzgebieten. Wie geht man heute damit um? Wie wichtig ist Erinnerungs- und Gedenkkultur heute? Wie wird das Sterben als Teil des „Berufsbildes Soldat“ thematisiert?

Anhand ausgewählter Beispiele zeigt Andreas Höfig die unterschiedlichen Aspekte der Gedenkkultur auf. In Würzburg versucht die Stadt seit einigen Jahren behutsam die Feier zum Volkstrauertag zu ändern - weg von Fackelträgern und Fahnenträgern, hin zu einer diesseitigen Auseinandersetzung. Der Bildhauer F. Heuler schuf 1937 das düstere Würzburger Denkmal und ein weiteres in Nürnberg, mit dem er dem „Kamerad Pferd“ gedachte. Pferde waren durchaus auch „Opfer“ dieser „Ur-Katastrophe“ und spielten für die Soldaten gerade emotional eine große Rolle.
In Nürnberg steht ein großes Denkmal für die gefallenen jüdischen Soldaten des
1. Weltkrieges. Es hat - und das verwundert - die Nazi-Diktatur unbeschadet überstanden. Die „Ehrenhalle“ der Stadt, im Luitpoldhain, wurde ab 1938 von der NSDAP für ihre Zwecke instrumentalisiert und in die „Luitpoldarena“ des Reichsparteitages integriert.
In Neu-Ulm schuf der Bildhauer Edwin Scharff auf der Donauinsel das monumentale und doch zurückhaltende Ehrenmal für die Gefallenen von 1914-18. Kurz darauf, 1937, bekam er von den neuen Machthabern Berufsverbot.

Wenige Kriegerdenkmäler sind auch Kriegsgräber. Letztere liegen meist in den ehemaligen Frontgebieten, etwa in Flandern oder im Osten. In Puchheim bei München jedoch - auf dem sogenannten Russenfriedhof - haben 320 in Kriegsgefangenschaft gestorbene Soldaten der zaristischen Armee ihre letzte Ruhestätte gefunden.