Bayern 2

     

Bayern 2 - an Ostern Die schwarze Mappe (3)

(v. l.) Horst Wagner, Joachim v. Ribbentrop, Adolf Hitler | Bild: Gisela Heidenreich

Montag, 06.04.2015
18:05 bis 19:00 Uhr

BAYERN 2

Das Kind, die Zeugin und der Täter
Der Diplomat als Täter
Von Gisela Heidenreich
Als Podcast verfügbar

Im Nürnberger Justizgefängnis lernte die als Zeugin im Prozess gegen den "Lebensborn e.V." internierte Emilie Edelmann 1947 den ebenfalls als Zeugen einsitzenden ehemaligen Vortragenden Legationsrat im Auswärtigen Amt Horst Wagner kennen und lieben. Das "Wolferl", Johanna Wolf , als Hitlers ehemalige Sekretärin die Prominenteste unter den damals internierten Frauen, hat die große Liebe hinter Gefängnismauern zwischen Emilie Edelmann und Horst Wagner in Mundart-Verse gefasst: "Bayern-Madl, Nordlands-Bua / Denka jede Hergottsfruah / Anananda scho ganz stark / Packt hat’s beide bis ins Mark / Nur er meint, ihn hätt’s gehascht / Das klingt flüchtig, wie genascht …"
Bevor Wagner wegen "Beihilfe zum Mord an über 350 000 europäischen Juden" angeklagt werden konnte, gelang ihm im August 1948 die Flucht aus der Krankenstation des Lagers Langwasser - nicht zuletzt mit Hilfe seiner inzwischen entlassenen Geliebten, der er seine schwarze Mappe mit geheimen Dokumenten anvertraut hatte. Über Südtirol entkam er nach Rom, wanderte 1951 nach Südamerika aus, kehrte 1952 zurück, wurde 1953 in Rom verhaftet, jedoch nicht nach Deutschland ausgeliefert, flüchtete 1954 nach Franco-Spanien - und lernte eine andere Frau kennen: das Ende seiner Liebesgeschichte mit der "Zeugin" Emilie Edelmann.
Für Gisela Heidenreich, das Kind der "Zeugin", ist Wagner, der sich Zeit seines Lebens einer Verurteilung entziehen konnte, bis zum Tod der Mutter ein geheimnisvoller Fremder geblieben. Erst danach wird ihr klar, dass die Mutter einen hohen Nazitäter unterstützt und gedeckt hat.