Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Das Königreich Bayern im Januar 1806

Denkmal König Max I. Joseph von Bayern vor dem Münchner Nationaltheater | Bild: mauritius-images

Samstag, 23.05.2015
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Bayerische Landesausstellung 2015 - "Napoleon und Bayern"
"Unsere Krönung und Salbung haben wir einer günstigeren Zeit vorbehalten"
Das Königreich Bayern im Januar 1806
Von Marita Krauss
Als Podcast verfügbar

"Am 6. Jänner morgens 5 Uhr verkündeten rings auf den Tölz umkränzenden Hügeln ... Pöller das auf diesen Tag dem Orte zubereitete Fest. - Um 9 Uhr wurde das Zeichen zur wirklichen Ausrufung durch wiederholtes Abfeuern der Pöller und das Geläute aller Glocken gegeben. - Auf dem Marktplatze hatte sich indeß die bürgerlich schön uniformierte Miliz aufgestellt, und unter beständiger Musik die feyerliche Verkündung erwartet. ... Nun wurde die Proklamation während einer feyerlichen Stille von dem königlichen Landgerichtsaktuar eröfnet. Dieselbe ward aber kaum abgelesen, als ein unaufhörliches Vivatrufen ... weithin die Lüfte erfüllte."
Bayern wurde am 1. Januar 1806 von Napoleons Gnaden zum Königreich erhoben - und der Kurfürst Max IV. Joseph wurde König Max I. Joseph. Der Preis: Die bayerische Königstochter Auguste heiratete in Anwesenheit des französischen Kaisers und seiner Gattin Josephine Napoleons Stiefsohn Eugen Beauharnais, und es folgte eine Reihe von kostspieligen Festen in der Residenzstadt. Hofhistoriographen bemühten sich gleichzeitig um den Nachweis, dass Bayern eigentlich bereits zur Zeit der Agilolfinger Königreich gewesen sei und nun nur wieder in angestammtes Recht eingesetzt werde.
Eine Krönung fand jedoch weder damals noch später statt, obwohl sie geplant war; aber erst sollte, genau nach französischem Vorbild, hergestellt werden, was man für ein richtiges Königtum brauchte: Reichsinsignien, Krönungsmäntel, Kronen, Szepter, Reichs-Apfel, Reichs-Siegel, Thronsessel - alles übrigens auf Ratenzahlung, denn Geld hatte man keines. Außerdem hoffte man vergeblich, noch vor der Krönung ein Konkordat abschließen zu können. Und bald brach auch wieder Krieg aus, in dem die Bayern an der Seite Napoleons kämpften. Als dessen Stern sank, wechselten sie gerade noch rechtzeitig die Seiten und konnten so das bayerische Königreich in die neue Zeit nach dem Wiener Kongress retten.
Marita Krauss kommentiert die Ereignisse des Januars 1806 und ihre Folgen.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.