Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Theodor Hierneis (2/2)

Sektflasche mit gefrorenem Hummer in Sektkühler | Bild: picture-alliance/dpa/Creativ Studio Heinemann/imageBROKER

Mittwoch, 26.12.2018
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Theodor Hierneis (2/2)
Vom Hofkoch zum Delikatessenhändler
Von Eva Demmelhuber

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

"Hechtenkraut" war die Lieblingsspeise seiner Majestät, erzählt Theodor Hierneis in seinen Erinnerungen und fügt natürlich gleich eine kurze Erläuterung zur Zubereitung an. Schließlich hatte der Koch und Delikatessenhändler seine berufliche Laufbahn als Küchenjunge am Hof Ludwigs II. begonnen. Mehr als einmal hatte er dort Gelegenheit, den exzentrischen Bayernkönig in seinen Traumschlössern Linderhof und Neuschwanstein aus der Nähe zu beobachten; einen König, der nicht nur unermüdlich reiste und mit Vorliebe erst um Mitternacht zu Mittag speiste, sondern zudem das Personal angewiesen hatte, sich ihm stets nur tief gebeugt zu nähern und ihm keinesfalls ins Gesicht zu schauen. So hatte man als Bediensteter bei Hof am besten immer gleich ein Entschuldigunsschreiben dabei, falls irgendein Missgeschick passieren sollte.

Die Erinnerungen des einstigen Kücheneleven sind ein einzigartiges Zeugnis einer Zeit, die heute oft ins Märchenhafte verklärt wird. Theodor Hierneis jedoch bleibt Realist - wohl auch vor dem Hintergrund der vielen anderen Erlebnisse seines lange Lebens. Nach der Zeit am Münchner Hof kochte er für den deutschen Kaiser in Berlin. Zurückgekehrt nach München eröffnete er 1901 zusammen mit seiner Frau ein Wein- und Delikatessen-Geschäft mit Köstlichkeiten aus der ganzen Welt. Hierneis bot nicht nur "erlesene Waren zu fairen Preisen", er beriet auch bei der Speisen- und Weinfolge und lieferte bei Bedarf fertige Menüs nach Hause. Zu seinen Kunden gehörten König Ludwig III. ebenso wie Kronprinz Rupprecht von Bayern und die großherzoglichen Familien von Luxemburg und Baden. Den heiß ersehnten Titel "Königlich Bayerischer Hoflieferant" aber erhielt Hierneis nie.

In den 1930er Jahren verfasste Theodor Hierneis seine Memoiren, die weitgehend unbeachtet blieben. Das änderte sich erst 40 Jahre später, als der Autor und Regisseur Hans Jürgen Syberberg sie zur Grundlage seines Films "Th. Hierneis oder: Wie man ehem. Hofkoch wird" machte. Für den Schauspieler Walter Sedlmayr, der die Hauptrolle übernahm, brachte das Werk den künstlerischen Durchbruch. Heute zitiert jeder Fremdenführer in Ludwigs berühmten Schlössern aus den Erinnerungen des Hofkochs - über dessen Leben allerdings war bisher wenig bekannt. Eva Demmelhuber hat sich nun für die Reihe "Land und Leute" auf die Spuren des 1953 verstorbenen Theodor Hierneis begeben.