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Bayern - Land und Leute Das Kriegsgefangenenlager Mietraching

Deutsche Kriegsgefangene in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager in Deutschland 1945. | Bild: picture-alliance/dpa/Bildarchiv

Sonntag, 20.05.2018
13:05 bis 13:30 Uhr

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Wassersuppe und ein Kanten Brot
Das Kriegsgefangenenlager Mietraching
Von Tom Fleckenstein

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Es war das größte Kriegsgefangenenlager in Süddeutschland: Schätzungsweise 750.000 Wehrmachtsangehörige vom einfachen Landser bis zum General wurden zwischen 1945 und 1946 in Mietraching bei Bad Aibling interniert. Darunter auch spätere Prominente wie Joseph Ratzinger, Günther Grass oder Hardy Krüger. Sie lebten unter schrecklichen Bedingungen: Zu essen gab es anfangs nur Wassersuppe und einen Kanten Brot. Geschlafen wurde auf dem Boden in Erdlöchern. Wer Glück hatte, konnte sich gegen den Regen mit einer Plane schützen.

Der damalige Stadtpfarrer Jakob Albrecht schreibt in der Chronik des Dekanats: "Am 6. Mai 1945 begann der Einmarsch der kriegsgefangenen deutschen Soldaten in das Gefangenenlager, in welches der hiesige Flugplatz umgewandelt worden war. Der Marsch der Kriegsgefangenen durch die Stadt dauerte über zwei Stunden und bot ein unsäglich trauriges Bild. Müde und hungrig, ganz erschöpft zogen sie ihres Weges."

Für manche war Mietraching noch nicht die Endstation. Sie wurden nach Frankreich ausgeliefert und mussten in Minen und Bergwerken schuften.

Der Wehrmachtssoldat Hans Lang hatte Glück. Die Amerikaner hätten ihn stets fair behandelt, erinnert sich der heute 92-jährige. Sie fuhren ihn nach seiner Entlassung sogar mit dem Militärlaster bis vor seine Haustür nach Altötting.

Der Autor Tom Fleckenstein sprach für "Land und Leute" mit Zeitzeugen und wertete zahlreiche Briefe und Dokumente aus.