Bayern 2

Nachtstudio Aktionismus? Nein, danke!

Pictogramm mit Figur auf Liegestuhl | Bild: colourbox.com

Dienstag, 20-2-2018
8:05 PM to 9:00 PM

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Aktionismus? Nein, danke!
Von der Kunst des Nichthandelns
Von Michael Reitz

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

"Hyperaktiv" ist zwar immer noch ein Schimpfwort, gleichzeitig aber scheint kaum jemand mehr ruhig dasitzen zu können. Sozialpsychologen sprechen von einem "Action Bias", dem Drang zum blinden Aktionismus. Lieber irgendetwas tun, als anderen zu zeigen, dass man gerade nichts zu erledigen hat. Zum Glück stehen andere Konzepte diesem Aktivitätsimperativ entgegen: das einfach so einmal Aussetzen, die absichtslose Absicht, den Dingen ihren Lauf lassen. Und Überraschung: Je weniger eingegriffen wird, desto besser funktionieren soziale, ökonomische und politische Abläufe. Diese Vorstellungen wurden in den letzten Jahren unter dem Etikett "Die Kunst des Nicht-Handelns" von Strategieberatern aufgegriffen. Nichthandeln bedeutet ausdrücklich nicht Nichtstun: es kommt aus einer Wahlmöglichkeit, die abwägt, abwartet und sich nichts diktieren lässt. Innehalten, Rückzug, Zaudern und Schweigen werden hier als Bedingungen der Produktivität gesehen. Das zugrundeliegende Prinzip lautet: "Handle stets so, dass sich die Anzahl deiner Wahlmöglichkeiten vergrößert". Denn ein Großteil dessen, was unternommen wird, geschieht einfach nur deshalb, damit etwas geschieht. Trendforscher wie Stephan Grünewald sprechen in diesem Zusammenhang von "Erschöpfungsstolz": erst wenn man wegen Überforderung auf der Nase liegt, ist man zufrieden. Da doch lieber nichts tun.