Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Die Kunst des aufrechten Gangs

Internationaler "Silly Walk Day", Brno, CZE (2018) | Bild: Igor Zehl/CTK/dpa

Sonntag, 04.02.2018
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Auf geht's!
Die Kunst des aufrechten Gangs
Von Thomas Grasberger
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Auf den ersten Blick scheint die Sache einigermaßen klar zu sein: Man setzt einen Fuß vor den anderen, schreitet in mehr oder minder aufrechter Haltung voran, ohne je den Bodenkontakt zu verlieren - und nennt das Ganze kurz und bündig "Gehen". Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht. Der Vor-Gang selbst ist schon einigermaßen kompliziert, wie Biologen bestätigen. Gehen ist eine motorisch anspruchsvolle Tätigkeit, die Koordination und Gleichgewichtssinn erfordert und daher nicht selten ein mühsam verhindertes Fallen, ein Stolpern ist.

Aber auch die kulturelle Seite dieser Kunst ist komplex und kennt viele unterschiedliche Heran-Gehens-weisen. Eine philosophische etwa - die besten Gedanken entstehen bekanntlich beim Gehen, weshalb schon die Antike eine Philosophenschule kannte, deren Ver-Treter sich Peripatetiker nannten - nach dem griechischen Wort "Peripatos" für "Wandelhalle".

Auch der Schriftsteller hat oft ein recht inniges Verhältnis zur ursprünglichsten und authentischsten aller Fortbewegungsarten. Sein entschleunigter Gedanken-Gang ähnelt dem des Flaneurs und unterscheidet sich wesentlich vom energischen Einherschreiten des Wanderers oder gar vom Turbo-Schritt des Leistungs-Sportlers.

Ihnen allen wiederum mag mitunter die tiefere Einsicht des Pilgers ent-gehen, der - soweit es eben geht - in sich geht. Dass die Sache in Zeiten globaler ökologischer Ver-Gehen längst eine politische Dimension hat, versteht sich fast von selbst. Sollte der Fußgeher am Ende doch der eigentlich Auto-Mobile sein, der wahrhaft Selbst-Bewegliche? Thomas Grasberger geht diesen Fußspuren nach, um sich in mehreren Schritten der Kunst des Gehens anzunähern. Fest steht: es ist eine vielfältige Kunst. Denn egal ob hüpfend, schlurfend, schlendernd, schwankend, stampfend oder hinkend - jeder hat seinen eigenen Stil. In diesem Sinne also: Gehma!

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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