Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute In der Höhle des Markuslöwen

Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig | Bild: picture alliance/dpa/akg-images/Bildarchiv Steffens

Sonntag, 26.11.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

In der Höhle des Markuslöwen
Bayerische Kaufleute und der Fondaco dei Tedeschi
Von Ulrich Zwack
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Viele Venedig-Fans waren schockiert, als sie erfuhren, dass der so genannte "Fondaco dei Tedeschi" - seit Jahrzehnten das Hauptpostamt der Lagunenstadt - 2008 für 53 Millionen Euro von der Benetton-Group aufgekauft, und peu a peu in einen Mega Store umgewandelt wurde. Aber im Zeitalter des Heuschrecken-Kapitalismus hat bekanntlich der das Sagen, der über das meiste Geld verfügt. - Früher war das auch nicht viel anders. Genau genommen passt ein Mega Store sogar viel besser zum Fondaco dei Tedeschi als ein Postamt. Denn dem Gerangel um Reichtum, Prestige, Marktanteile und Wirtschaftsmacht verdankt das Gebäude letztlich seine Existenz.

Venedig erlangte zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine Art Monopolstellung im Handel mit Orientwaren. Zu den Hauptkunden der Stadtrepublik zählten deutsche, insbesondere oberdeutsche Kaufleute; neben den Orientluxuriosa verteilten sie auch alle möglichen Mittelmeerprodukte in Richtung Norden. Um den Deutschen einerseits den Warenverkehr zu erleichtern, andererseits aber auch ihre Aktivitäten besser kontrollieren zu können, stellten ihnen die Venezianer 1228 an der Rialto-Brücke ein eigenes großes Handelszentrum zur Verfügung. Eben den "Fondaco dei Tedeschi".

Sein heutiges Aussehen geht auf einen Neubau aus dem Jahr 1504 zurück. Der etwas spartanisch-nüchterne Gesamteindruck entstand freilich erst anlässlich einer Generalsanierung während der Mussolini-Ära. Vorher besaß das Gebäude vier verspielte Ecktürmchen und die jetzt langweilig weiße Fassade war mit Fresken von Giorgone und Tizian reich geschmückt.

Bis zur Schließung des Fondaco durch Napoleon im Jahr 1806 wurden im Erdgeschoss die Waren gestapelt, geprüft, gewogen, verpackt und aufgeladen. In den Obergeschossen lagen dagegen die Speisesäle und repräsentativen Wohn- und Büroräume der deutschen Kaufleute. Dort wurde geordert, storniert, antichambriert und zäh verhandelt. Über allem aber wachte streng die venezianische Obrigkeit. Und nicht einmal einem Augsburger Fugger oder Nürnberger Imhoff wäre es gelungen, ohne den Segen der Serenissima auch nur ein Lot Pfeffer außer Landes zu bringen.

Ulrich Zwack schildert das ehemalige Handelsleben im "Fondaco dei Tedeschi".