Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Wenn Fremdwörter zu Feinden der Nation werden

"Denglisch"-Verbotsschild | Bild: picture-alliance/dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt

Dienstag, 03.10.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Die Sprachputzer
Wenn Fremdwörter zu Feinden der Nation werden
Von Henrike Leonhardt

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Einst waren es französische Begriffe im Deutschen, die mancherorts Anstoß erregten; heutzutage ist es das "Denglisch" ("ich loade down") und die "Überwucherung" der deutschen Sprache durch Anglizismen in Folge der Globalisierung.
Die Deutsche Bahn ist mittlerweile schon wieder abgerückt von ihrer Begeisterung für englische Benennungen wie "Info-Point" und "Counter", für die der "Verein deutsche Sprache" (VDS) 2007 dem damaligen Bahn-Chef Mehdorn den Schmähtitel "Sprachpanscher" verpasst hatte. Zwei Jahre später kam der Deutsche Turner-Bund in den Genuss dieser zweifelhaften Auszeichnung - für "das gedankenlose Übernehmen" englischer Begriffe wie "Slacklining" oder "Speedjumping".
2013 schließlich traf der sprachkritische Bannstrahl gar die altehrwürdige Institution des Duden: Wer als Ersatz für "Fußball" den lächerlichen Angeber-Anglizismus "Soccer" vorschlage, hieß es, während "Nachsteller" für "Stalker" und "Klapprechner" für "Laptop" gar nicht erst erwähnt würden, habe es nicht anders verdient.
Sprachreiniger hat es immer gegeben - bedenklich wird es, wenn sie das Fremdwort zum Feind erklären, wie in der deutschnationalen Bewegung von 1871 bis zum Ersten Weltkrieg. So wurde gefordert, den "Englischen Garten" künftig "Deutschen Garten" zu nennen.
1914 kam es zur Mobilmachung an der gesamten Sprachfront. Sogar die biedere Zeitschrift "Münchner Hausfrau" rüstete auf und forderte die Befreiung vom Joch des fremdländischen Kults: "Deutsch werden wir künftig reden in des Wortes wörtlicher und übertragener Bedeutung, und deutsch muss lernen, wer uns verstehen will."
Henrike Leonhardt begibt sich auf die Suche nach nationalgeputzten Wörtern.