Bayern 2

     

Zeit für Bayern Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Verschwundene Tiere in Bayern | Bild: Thomas Senne

Sonntag, 14.09.2014
12:05 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Getrennte Ausstrahlung in zwei Regionen
Altbayern/Schwaben
Neunzig Jahre rundherum
Geschichten rund um das älteste Riesenrad Bayerns
Von Wolf Gaudlitz
Franken
Ausgestorben
Von Thomas Senne

Altbayern/Schwaben
Neunzig Jahre rundherum
Geschichten rund um das älteste Riesenrad Bayerns
Von Wolf Gaudlitz

Viele werden neunzig. Doch bei voller Leistung über neunzig lange Jahre ständig im Arbeitseinsatz, das schaffen nur wenige - Objekte. Die Russische Schaukel von der Dult, später umgemünzt in Riesenrad, war über Jahrzehnte das größte transportable Riesenrad Süddeutschlands. Nun dreht und dreht und dreht es sich ins neunzigste Jahr.
Angefangen haben die Geschichten um das Riesenrad mit dem Schwabinge r Schuhmachermeister Josef Esterl 1924, im Jahr nach der Währungsreform. Weil die Leute damals kaum Geld hatten, um ihre Schuhe flicken zu lassen und folglich der Schuhmachermeister auch keines mehr, um seine Familie zu ernähren, blieb der Schuster nicht mehr bei seinem Leisten und wechselte risikofreudig und reiselustig ins Schaustellergewerbe. Er nahm Kredite auf und bestellte eine „besonders schön ausgeschmückte Russische Schaukel“ bei einer Thüringer Karussellfabrik. Das bis dato noch seltene Fahrgeschäft wurde nach der Herkunft seiner Erfindung benannt und erinnerte aber plötzlich an das verlorene Zarenreich. Das mochte man nicht und erfand einen neuen Begriff: Riesenrad.
Wolf Gaudlitz hat sich neben das mittlerweile in dritter Generation besetzte Kassenhäuschen und wiederholt in eine der zwölf Schaukeln gesetzt und hat zugehört, was die Menschen so zu erzählen haben, wenn sie manchmal zum ersten, meist aber zum zigsten Male mit dem alten Fahr- und Vergnügungsgeschäft in die Höhe getragen werden, sich erinnern und zu erzählen beginnen. Oft ist es das Festhalten eines Glücksgefühls oder die stete Wiederkehr altgewonnener Betrachtungsweisen, dass das eigene Leben in guter Ordnung steht, solange sich das Rad dreht und man sich durch die Luft geschaukelt fühlt, wie im richtigen Leben: drei Mal im Jahr zur Dult, zum Münchner Jahrmarkt und ein Mal auch auf der Wiesn.

Franken
Neandertaler gibt es heute keine mehr. Ebenso wenig Dinosaurier. Doch Spuren haben diese Riesenechsen an mehreren Stellen Bayerns hinterlassen. Nürnberg schrieb sogar Geschichte in der Saurierforschung. Im Wald des heutigen Stadtteils Buchenbühl wurden 1834 Knochen des Plateosaurus entdeckt: der erste Fund eines großen Landsauriers in Mitteleuropa. Legendär ist der in Solnhofen aufgetauchte fossile Urvogel “Archaeopteryx”. Wie ein Star wird er im Museum Solnhofen zusammen mit anderen inzwischen ebenfalls verschwundenen Lebewesen präsentiert.

Das Schicksal der vor Millionen Jahren ausgestorbenen Saurier droht mittlerweile vielen Tier- und Pflanzenarten. Bienenvölker werden von Seuchen dahingerafft. Stör und Lachs sucht man in bayerischen Flüssen bereits vergeblich. Auch für manche Wörter und Sprachen, Hausarten, Bräuche oder aus der Mode gekommene Kleidungsstücke, wie beispielsweise traditionelle fränkische Lederhosen, hat das letztes Stündchen längst geschlagen. Und der Mensch? Sein Aussterben angesichts von atomarem Overkill oder Klimawandel wird immer wieder prognostiziert. Aber vielleicht lebt er dann im Internet weiter: auf virtuellen Friedhöfen. Ein Feature über die Vergänglichkeit von Natur und Zivilisation in Bayern.

Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Zeit für Bayern zeigt das Land im Herzen Europas in seiner ganzen Vielfalt. Eine unterhaltsame Heimatkunde für alle, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob aus Kempten oder Köln, Nürnberg oder Neapel, Berlin, Bagdad oder Berchtesgaden. Denn Heimat ist da, wo man sich kennt und auskennt. Zeit für Bayern bietet die Gelegenheit, die Landstriche und die Menschen Altbayerns, Frankens und Schwabens näher kennen zu lernen und neu zu erfahren - bayerisches Leben und bayerisches Lebensgefühl abseits aller Klischees.

"Zeit für Bayern" ... sollte jeder haben!