Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Die Samy-Brüder

Temur und Anusch Samy posieren vor dem Citta 2000 | Bild: Franz Hug/Munichpress/Süddeutsche Zeitung Photo

Sonntag, 28.05.2017
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die Samy-Brüder
Könige der Flower-Power-Ära in Schwabing
Von Friedemann Beyer
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Vor 50 Jahren, am 3. Juni 1967, eröffnete, von einem Straßenfest begleitet, in der ehemaligen Schwabinger Eckwirtschaft "Hacklwirt" am Wedekindplatz das "Drugstore". Inhaber waren die iranischen Brüder Anusch und Temur Samy. Die Mischung aus Brasserie, Disco und kleinen Läden markierte den Aufbruch Schwabings in eine neue Ära: das Künstlerviertel, Quartier von Studenten und Bohemiens, wandelte sich unaufhaltsam zum Treffpunkt der Pop- und Hippie-Szene.

Die Brüder eröffneten noch im selben Jahr das "Blow up" am Elisabethplatz. Deutschlands "erster Beatschuppen" (DER SPIEGEL) bot Platz für 2.000 Gäste, die auf einer Art Gangway über die verschiedenen Ebenen der Disco flanieren und im Saal, von 250 Scheinwerfern bestrahlt, tanzen konnten. Legendäre Pop-Gruppen wie "Pink Floyd", "Yes" oder die Lokalmatadore "Amon Düül" traten live auf. Die Kommunarden Rainer Langhans, Uschi Obermaier und Fritz Teufel waren hier ebenso zu Gast wie Johannes Prinz von Thurn und Taxis, Gunther Sachs, Peter Kraus, aber auch der spätere RAF-Terrorist Andreas Baader. Im Januar 1969 folgte schließlich an der Leopold-/Ecke Giselastraße die "Città 2000", Deutschlands erstes kombiniertes Vergnügungs- und Einkaufszentrum, mit Kino und Kneipen und Boutiquen.

Obwohl das Samy-Imperium, bedingt durch den Unfalltod des älteren Bruders, bereits Mitte 1970 kollabierte, schien die Kommerzialisierung Schwabings nicht mehr aufzuhalten.

Eine nostalgisch-kritische Hommage auf die Samy-Brüder, Erfinder der Flower-Power-Ära Schwabings. Mit prominenten Zeitzeugen von damals, darunter Michael Graeter, Rainer Langhans, der Filmemacher Klaus Lemke und Renate Knaup, die Sängerin von "Amon Düül" - und der 2015 verstorbene Johnny Saffari, lange Jahre Inhaber des "Drugstore".

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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