Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Franz Krönauer, der Deserteur

Marschierende Soldaten, 2. Weltkrieg | Bild: Helene Reißmann

Sonntag, 30.04.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Franz, der Deserteur
Eine Aussteigergeschichte aus dem Bayerischen Wald
Von Tom Fleckenstein
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Das ist die Geschichte von Franz Krönauer, dem Deserteur. 1941 weigerte sich der 28-jährige Wehrmachtssoldat aus Gotteszell im Landkreis Regen, wieder an die Ostfront zu gehen. Stattdessen versteckte er sich in den Wäldern, in Höhlen, lebte von Beeren und Pilzen. Die Menschen in seiner Heimatgemeinde waren gespalten. Die einen jagten ihn, andere unterstützten ihn. Seine Familie wurde von der Gestapo verhört. Nachdem ihn ein Nachbar verpfiffen hatte, wurde er beinahe gefasst. Das wäre sein Todesurteil gewesen.

Helene Reißmann aus Gotteszell hat die Geschichte von Franz Krönauer aufgeschrieben. Ihr Buch mit bewegenden Fotos aus der Zeit ist im kleinen Ohetaler Verlag erschienen.

Es erzählt vom Überlebenskampf eines Verzweifelten und von einer großen Liebe. 1944 spazierte ein Mädchen durch den Wald bei Gotteszell und sang ein Lied. Franz Krönauer beobachtete es, verliebte sich und sprach das 16-jährige Reserl an. Bis zum Kriegsende konnte er sich zeitweise auf dem Hof ihrer Eltern verstecken. 1946 heirateten beide und bekamen sieben Kinder.

Helene Reißmann hat mit der Familie Krönauer auf dem Austragshof in Gotteszell gewohnt. In langen Winternächten erzählte ihr Franz Krönauer Ende der 1950er Jahre sein Leben. Erst jetzt kam die Hausfrau und Mutter von vier Kindern dazu, die Geschichte zu veröffentlichen. Beim ältesten Sohn des Deserteurs fand die Hobby-Autorin weitere Fotos. Er heißt wie sein Vater Franz, wurde 1946 geboren. Seinen Vater hat er in guter Erinnerung. Dieser stürzte 1960 an seinem ersten Arbeitstag im Steinbruch ab und starb. Mit 47 Jahren.

Tom Fleckenstein erzählt die bewegende Lebensgeschichte des Deserteurs Franz Krönauer nach und schildert am Beispiel Gotteszell das gespaltene Verhältnis der Gesellschaft gegenüber Fahnenflüchtigen. Für die einen sind Deserteure mutige Helden, für die anderen Drückeberger - auch heute noch.