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Nach einer Scheidung Was tun mit den Eheringen?

Gestern war Hochzeit, jetzt ist Scheidung. So sieht es für mehr als ein Drittel aller Paare in Deutschland aus. Und dann werden viele Eheringe vom Finger gestreift. Doch was tun damit? Eine Spurensuche.

Von: Matthias Rüd

Stand: 23.05.2023 | Archiv

Die Scheidung von Susanne Flach-Wittmann ist schon fast 30 Jahre her, doch noch heute trägt sie einen Ehering – wenigstens ab und zu. Sie will sich weiter verbunden fühlen – das aber nicht mit ihrem Ex.

"Das ist eigentlich der klassische Ehering, ganz glatt und golden und einfach. Und es ist der Ehering meiner Großmutter, zu der ich eine besondere Beziehung hatte."

Susanne Flach-Wittmann

Ringe spielten und spielen im Leben von Susanne Flach-Wittmann eine wichtige Rolle. An den Moment, als sie selbst ihren Ehering an den Finger gesteckt bekam, kann sie sich heute aber nicht mehr erinnern. Ihr Hochzeitstag war damals einfach zu stressig.

"Und ich kann mich erinnern, dass ich mega fertig war an dem Tag der Hochzeit, was natürlich schade war und ich würde das heute sicher anders machen. Auch vor allem von der emotionalen Seite her, weil ich einfach so kaputt war, dass ich das gar nicht mehr so empfinden konnte."

Susanne Flach-Wittmann

Der Verlobungsring - Symbol für den Start in ein neues Leben

Erinnern kann sie sich aber an ihren ersten besonderen Ring: ihren Verlobungsring. Der bedeutete für die damals 20-Jährige den Start in ein neues Leben.  

"Also das war ein goldener Ring mit einer schönen Zierleiste in der Mitte, so wie es halt damals vor 40 Jahren in war und ich war mega stolz, da kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. Und natürlich haben wir das heimlich gemacht. Und dann kamen natürlich die Fragen der Verwandtschaft, der Eltern, der Geschwister. Du hast ja da einen Ring und so. Also wir haben das so ein bisschen heimlich gemacht und das hatte schon so einen Zauber inne."

Susanne Flach-Wittmann

Drei Jahre hielt dieser Zauber. Dann verließ sie ihr Ehemann für eine andere Frau. Der Mann war weg, der Ring blieb.

"Nachdem ich verlassen wurde, habe ich den Ring noch einige Zeit getragen, in der Hoffnung, dass der Mann wieder zurückkommt. Dass sich das vielleicht wieder glättet, dass wir wieder zusammenkommen. Also ich habe da ganz lange emotional drangehangen und irgendwann kam dann natürlich der Moment, wo man den Ring abgenommen hat. Und an den Moment direkt kann ich mich nicht erinnern, als ich ihn abgenommen habe. Aber ich habe ihn eine ganze Zeit lang noch wie einen Augapfel gehütet, weil es für mich trotzdem ein Symbol ist. Das, wo ich einfach im Herzen noch dran gehangen bin oder noch einfach zu viel damit verbunden habe."

Susanne Flach-Wittmann

Nach der Scheidung gehen die Ringe an die Tochter

Irgendwann wurde dieses goldene Stück Edelmetall dann aber doch zur Belastung. Die gebürtige Nürnbergerin entschied sich, alle Schmuck-Geschenke ihres Ex-Manns und auch ihren Ehering weiterzugeben – an ihre Tochter, die aus der Ehe hervorgegangen war.

"Ich glaube, sie hat den Ring schon eher etwas zweifelnd angenommen, weil er für Kinder aus so einer gescheiterten Ehe sicherlich ein etwas schwieriges Symbol ist. Und vielleicht war es auch die falsche Entscheidung, aber sie hat den Ring eben zusammen mit dem Schmuck, den sie manchmal auch trägt, behalten. Und ja, zur Not kann man den ja auch einschmelzen lassen. Why not?"

Susanne Flach-Wittmann

Aus Alt mach Neu – in der Goldschmiede

Es wäre nicht der erste Ehering, der dem Feuer zum Opfer fällt. In der Goldschmiede Carat in der Nürnberger Innenstadt schmilzt der Auszubildende Pascal Jelic einen goldenen Ring ein. Der liegt auf einem feuerfesten Stein. Pascal Jelic hält die Stichflamme eines Propangasbrenners auf den Ring. Kurz darauf beginnt dieser zu glühen und verliert seine Form.

"So, jetzt ist es nur noch ein Goldklumpen."

Pascal Jelic

In diesem Fall war es kein Ehe-Ring, doch so einer lag hier auch schon, erzählt sein Chef Udo Reimann.

"Wir hatten es auch schon, dass eine Kundin da war. Die hat gesagt, sie möchte sehen, wie dieser Ring eingeschmolzen wird, vor ihren eigenen Augen. Dann habe ich gesagt: Okay, wenn sie eine Viertelstunde Zeit haben, dann kommen sie mit uns in die Werkstatt und dann schmelzen wir den Ring zu einem Klumpen Gold, zusammen vor ihren eigenen Augen."

Udo Reimann, Goldschmiede Carat

Die Ringe einschmelzen - eine glutheiße Vergangenheitsbewältigung

"Das hat man einfach gesehen, dass da schon ein gewisser Schmerz von ihr abgefallen ist. Das ist jetzt abgeschlossen. Ich habe diesen Ring nicht mehr. Die negative Energie ist in der Flamme aufgegangen. Das war schon für die Frau ein Schritt. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung für neues Leben."

Udo Reimann, Goldschmiede Carat

Immer wieder kommen Kundinnen oder Kunden zu Udo Reimann mit einem Ring, der für etwas stand, das aber nicht mehr ist. Das ist nach einer Trennung so, aber nicht nur.

"Was kann man daraus machen? Man kann ihn einschmelzen, man kann ihn verkaufen, oder das Material einfach verkaufen. Und man kann natürlich auch einen neuen Ring gestalten, der dann positiv geladen ist. Oder man kann bei einem Witwen-Ring oder Witwer-Ring die zwei Ringe zusammenfügen zu einem, dass man den Ring einfach immer bei sich trägt. Das kann dann auch ein Anhänger werden, das kann ein Ring bleiben. Das kann auch umgestaltet werden, so dass es eben was ganz Neues wird."

Udo Reimann, Goldschmiede Carat

Das Gold eines Ringes hält ein Leben lang, die Verbindung, die damit besiegelt wird, nicht immer. Das musste auch Susanne Flach-Wittmann erfahren – mehrfach.

"Tja, bei mir geht die Ring-Geschichte noch weiter. Ich war ein zweites Mal verheiratet und von dieser Ehe habe ich die beiden Eheringe auch eine ganze Zeit lang behalten. Die habe ich vielleicht noch länger wie einen Augapfel gehütet. Aber auch da kam es zu dem Moment, wo ich mich einfach aus diesem emotionalen Gefüge lösen wollte und ich hatte im Übrigen beide Ringe, weil mein zweiter Ehemann den Ring nie getragen hat, was auch schon irgendwie ein komisches Vorzeichen war für mich. Und ich habe die beide an die gemeinsame Tochter übergeben, an das Zwillings-Mädchen und ja, auch gemeinsam mit einem Paar Schmuckstücken, die ich bekommen habe in dieser Zeit. Für mich war das schon immer so ein Symbol. So, jetzt kann ich so richtig abschließen mit dieser Ehe, mit dieser Beziehung. Wenn ich einfach diese Ringe auch weggebe."

Susanne Flach-Wittmann

Zwei ihrer Kinder haben nun also schon Eheringe der Mutter. Dass auch das dritte irgendwann einen übergeben bekommt – das glaubt Susanne Flach-Wittmann nicht. Aber man weiß ja nie.

"Ja, in meinen schwachen Momenten habe ich schon so eine verklärte Vorstellung davon, dass es da vielleicht noch mal den Traummann geben könnte, mit dem ich dann auch verheiratet bin. Und dann gäbe es ja einen dritten Ring. Aber der Verstand sagt eigentlich eher nein und das dritte Kind ist der Zwillingsbruder. Ich glaube, der würde den Ring dann nach einer gescheiterten dritten Ehe auch nicht annehmen wollen."

Susanne Flach-Wittmann

Einen Ring aus jeder Ehe hat sie übrigens behalten. Den allerersten – in neuer Form.

"Die Verlobungsringe habe ich tatsächlich einschmelzen lassen und habe mir Schmuck daraus machen lassen. Die Ringe allein haben natürlich nicht gereicht, da musste ich noch ordentlich was drauflegen. Aber ich weiß, in diesem Schmuck sind die Verlobungsringe drin und das hat auch irgendwie eine coole Emotion. Das ist ein Symbol zu etwas Neuem. Und das ist ja im Leben oft so, dass man irgendwas Altes abschließen muss und sich etwas Neuem öffnet. Auch die Verlobungsringe haben eine neue Hülle gefunden, sozusagen."

Susanne Flach-Wittmann


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