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Anlaufstellen für Mobbingopfer Wo bekommen Opfer Hilfe?

Erste Anlaufstellen für Mobbingopfer sind die psychologischen Beratungsstellen etwa der Kommunen oder auch kirchlicher Träger. Mittlerweile ist auch die Telefonseelsorge gut auf das Thema eingestellt und kann bei Bedarf auch weitere Ansprechpartner vermitteln.

Von: Holger Kiesel

Stand: 23.07.2020

Zwei Kinder schneiden hinter dem Rücken eines Jungen Grimassen. | Bild: picture-alliance/dpa

Wann man professionelle Hilfe braucht

Wenn Betroffene das Gefühl haben, sie können Mobbing nicht mehr einfach ignorieren oder aushalten, oder wenn sie den Eindruck haben, sie können den Anfeindungen aus eigener Kraft nichts mehr entgegensetzen, sollten sie sich unbedingt professionelle Hilfe etwa bei Schulpsychologen oder Sozialpädagogen holen.

Was kann Psychotherapie bewirken?

Manchmal brauchen Mobbingopfer auch psychotherapeutische Hilfe. Die Behandlung soll Betroffene darin bestärken, ihren eigenen Weg weiter zu gehen und sich dabei von ihren Mobbern nicht beirren zu lassen. Sie sollen lernen, sich nicht zu sehr an ihrer Umgebung zu orientieren. Denn: Gerade unter Kindern und Jugendlichen kann sich das Umfeld auch schnell ändern (neue Klasse etc.). Und in der anderen Umgebung werden dann oft auch die Eigenheiten eines Menschen ganz anders wahrgenommen.

Schulwechsel ist keine Flucht

Wenn jemand Mobbing nicht mehr erträgt oder die schulischen Leistungen und das Familienleben leiden, darf und sollte der Betroffene ruhig auch mal die Schule wechseln! Sich aus einer solchen Belastungssituation selbst herauszunehmen bzw. herausnehmen zu lassen hat nichts mit davonlaufen zu tun! Und: Kommt körperliche Gewalt ins Spiel (und sei es nur als Drohung), MÜSSEN Schule oder Elternhaus zwingend sofort eingreifen!

Mehr als Mobbing

Bestimmte Phänomene – gerade im Kontext Schule – gehen eindeutig über Mobbing hinaus. So zum Beispiel das sogenannte 'abziehen' anderer Schüler, bei dem den Betroffenen Geld oder Wertgegenstände abgepresst werden. Hier handelt es sich möglicherweise um den Straftatbestand der Nötigung, weshalb unbedingt disziplinarische Maßnahmen von Seiten der Schule oder ggf. auch der Polizei ergriffen werden sollten.

Suizid wegen Mobbing

Es kommt vor, dass sich Mobbingopfer das Leben nehmen, wenn die Anfeindungen besonders massiv sind und/oder sehr lange dauern. Meist können präventive Maßnahmen das Schlimmste verhindern. Kommt es dennoch zum Suizid, geht es in der Therapie der Angehörigen darum, das Geschehene gemeinsam mit ihnen aufzuarbeiten und ihnen mögliche Schuldgefühle zu nehmen.

"Aus meiner Sicht ist Mobbing aber nur sehr selten das einzige Motiv für einen Selbstmord. Meist steckt ein komplexes Geflecht von Problemen dahinter, das dann letztlich in eine schwere Depression führt."

Anton Flunger, Sozialpädagoge und Kinder- und Jugendpsychotherapeut.


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