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Tödlicher Durchfall Probleme mit dem Mikrobiom

So gut wie jede Antibiotika-Therapie verändert auch unser Mikrobiom. Meistens sind es harmlose Verschiebungen in der Zusammensetzung nur für kurze Zeit, die aber im Extremfall sogar tödlich sein können. Der Grund: Vor allem Breitspektrum-Antibiotika wie Ampicillin oder Cephalosporine töten eine ganze Reihe an Bakterien im Darm ab. Keime, gegen die sie nicht wirken, bekommen dann auf einmal die Gelegenheit, sich großflächig auszubreiten und eine Menge Unheil anzurichten.

Von: Moritz Pompl

Stand: 05.02.2021

Kolitis ist eine sehr gefährliche Entzündung des Darms. Im Bild: Aufnahme einer Kolitis | Bild: picture-alliance/dpa

Ein solcher Keim ist das Bakterium Clostridium difficile, das bei rund fünf Prozent aller Menschen als normaler Keim im Darm vorkommt und in geringer Anzahl unschädlich ist. Nimmt es bei einer längeren Antibiotika-Therapie überhand, dann kann es im großen Stil Giftstoffe aussondern und zu einer heftigen Darmentzündung führen, der sogenannten pseudomembranösen Kolitis. Dabei kommt es zu Fieber, starken Bauchschmerzen und schwerem Durchfall.

"Im schlimmsten Fall kann die Entzündung die Darmwand angreifen und sogar durchbrechen, sodass sich das Bauchfell entzündet und es zu einer Sepsis, also einer 'Blutvergiftung' kommt."

Prof. Dr. Dr. André Gessner

Was gegen die pseudomembranöse Kolitis helfen kann, sind wiederum spezielle Antibiotika gegen Clostridium difficile.

Auch das Mikrobiom selbst kann gefährlich werden

Abgesehen von der pseudomembranösen Kolitis kann das Mikrobiom auch bei anderen Erkrankungen zur Gefahr werden. Bei einer Leberzirrhose etwa, die im Rahmen einer Alkoholsucht entstehen kann, ist die Leber nicht mehr in der Lage, ausreichend Ammoniak abzubauen. Genau das aber wird durch bestimmte Bakterien in der Darmflora produziert. Kommt die Leber nicht mehr hinterher, dann häuft sich das Ammoniak im Blut an und gelangt unter anderem auch ins Gehirn. Dort kann es dazu führen, dass der Betroffene schläfrig oder sogar bewusstlos wird. Die Ärzte tendieren dann - abgesehen von der Notfallbehandlung - dazu, die Ammoniak-bildenden Bakterien im Mikrobiom zurückzudrängen – durch gezielte Antibiotika und einen speziellen Zucker, der andere Bakterien-Arten schneller wachsen lässt.

Bei AIDS werden harmlose Keime schädlich

Auch bei einer Immunschwäche, etwa im Rahmen einer Chemotherapie oder einer AIDS-Erkrankung, kann das Mikrobiom zur Gefahr werden. Plötzlich werden Keime schadhaft, die vorher keine Bedrohung waren. So können sich beispielsweise Pilze im Genitalbereich oder auch im Mund ausbreiten und schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Zur Behandlung stehen dann Anti-Pilz-Mittel zur Verfügung.


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