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Migräne Mehr als nur Kopfschmerzen

Migräne ist erheblich mehr als nur Kopfschmerzen. Eine genaue Diagnose ist der erste Schritt zu einer effektiven Therapie. Was wirklich hilft, erfahren Sie hier.

Von: Monika Dollinger

Stand: 12.09.2023

Frau mit Migräne | Bild: Image Source

Expertin:

PD Dr. med. Stefanie Förderreuther, Oberärztin der Neurologischen Klinik der LMU München, leitet dort seit 2004 den Neurologischen Konsiliardienst am Standort Innenstadt.

Fenster, Vorhang und Türe schließen, ruhig auf den Rücken legen, Augen zumachen und hoffen, dass es im Kopf nicht noch stärker pocht und die Übelkeit nicht noch schlimmer wird. Diesen Zustand erleben circa zehn Prozent der Deutschen regelmäßig: eine Migräne-Attacke.

Migräne plagt die Menschen seit Jahrtausenden, schon den alten Ägyptern waren diese quälenden Kopfschmerzen mit den typischen Begleiterscheinungen (unter anderem Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit) bekannt. Das Wort Migräne stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet "halber Schädel" - ein Hinweis auf die oft halbseitig auftretenden Schmerzen. Auch die Griechen kannte diese Form der Kopfschmerzen also schon:

"Er sah einen Lichtschein vor sich, der mehr in einem Teil des rechten Auges sichtbar war. Als der Lichtschein nachließ, kam es zu einem heftigen Schmerz in der rechten Schläfe, dann im ganzen Kopf und im Nacken. Als es zum Erbrechen kam, ließ der Schmerz nach."

Hippokrates

Der vorliegende Text beruht auf einem Interview mit PD Dr. med. Stefanie Förderreuther, 1. Vizepräsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. DMKG und Oberärztin der Neurologischen Klinik des Klinikums der Universität München.

Kopfschmerz ist ein Überbegriff, hinter dem verschiedene Kopfschmerzerkrankungen stehen können. Migräne ist ein Kopfschmerz aus der Gruppe der primären Kopfschmerzerkrankungen.
Bei den sogenannten primären Kopfschmerzerkrankungen ist der Schmerz selber die Krankheit. Migräne und Spannungskopfschmerz sind die beiden häufigsten primären Kopfschmerzerkrankungen. Im Gegensatz dazu ist bei den sekundären Kopfschmerzerkrankungen der Schmerz ein (Warn-)Symptom einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel einer Hirnblutung, einer Schädelprellung, banalen Erkältung oder Hirnhautentzündung.

In Deutschland leiden ca. 8 -10 Millionen Menschen an Migräne, manche nur ein paar Mal im Jahr, andere mehrmals im Monat. Die meisten erkranken in der 2. oder 3. Lebensdekade, aber auch Kinder können betroffen sein.

Insgesamt unterscheiden die Mediziner mehr als hundert Ursachen für Kopfschmerzen. Nur wenn die Kopfschmerzen die typischen Migräne-Charakteristika aufweisen, wiederholt auftreten und nicht anders erklärt werden können, handelt es sich wirklich um eine Migräne.

Migräne ist gut definiert, und man kann sie auch sicher diagnostizieren, weil es ein sehr charakteristischer Kopfschmerz ist:

  • tritt in Attacken auf
  • ist häufig halbseitig (aber muss es nicht sein)
  • Vom Schmerzcharakter ist er pulsierend und stechend, besonders bei Belastung; am Beginn steht meist ein drückendes Gefühl im Kopf.
  • mittlere bis hohe Intensität
  • legt den Patienten ziemlich lahm

Typische Begleitsymptome sind:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lärm-, Geruchs- und Lichtüberempfindlichkeit
  • Heißhungerattacken, Gereiztheit, Müdigkeit, Unruhe oder eine andere psychische Veränderung können den Attacken vorausgehen.

Unbehandelt dauert die Attacke bei Erwachsenen mindestens vier Stunden bis zu drei Tage. Auf die Gesamtbevölkerung gesehen sind zu rund 15 Prozent Frauen betroffen und zu fünf bis acht Prozent Männer. Migräne kann in jedem Lebensalter auftreten, ist aber meist zwischen dem 25. und dem 45. Lebensjahr am schlimmsten. Am häufigsten ist die episodische Migräne mit gelegentlichen oder mehrfach im Monat auftretenden Attacken. Wenn Migräneattacken über Monate immer häufiger auftreten und schließlich an 15 oder mehr Tagen eines Monats Kopfschmerzen (davon mindestens an 8 Tagen Migräne-typische Schmerzen) dominieren, spricht man von einer chronischen Migräne.

Dem Migränekopfschmerz liegt eine sogenannte neurovaskuläre Entzündung zugrunde: Ein Prozess, der wahrscheinlich durch einen Nervenknotenpunkt im Hirnstamm, dem sogenannten Migränegenerator angestoßen wird und dessen Aktivierung auch für die typischen Begleitsymptome der Migräne verantwortlich ist. Dabei kommt es - vermittelt über diverse Botenstoffe wie zum Beispiel dem CGRP - zu einer Entzündung an den Blutgefäßen des Gehirns und der Hirnhäute: Die Blutgefäße weiten sich und halten nicht mehr dicht. So tritt Flüssigkeit aus der Blutbahn in das umliegende Gewebe, so dass auch im Gewebe eine Entzündungsreaktion in Gang gesetzt wird. Da die Blutgefäße pulsieren und viele Schmerzrezeptoren haben, werden die Schmerzen als pulsierend wahrgenommen und werden bei körperlicher Belastung, wenn der Blutdruck steigt und die entzündeten Gefäße stärker gedehnt werden, intensiver.

Die Nervenzellen selber empfinden keinen Schmerz, sie leiten ihn nur. Schmerzempfindliche Strukturen sind die Gehirnhäute und Blutgefäße. Der Schmerz wird am deutlichsten im Stirn- und Schläfenbereich verspürt. Die Entzündung kann man im wissenschaftlichen Experiment durch erhöhte Spiegel bestimmter Botenstoffe im Blut nachweisen. Wenn man mit einem Medikament den Schmerz unterdrückt, sinken auch die Botenstoffe der Entzündung wieder ab, aber der Migränegenerator bleibt aktiv, und die Attacke läuft oft weiter. Wenn in dieser Phase die Wirkung der Akutmedikation abklingt, kommt der Schmerz mit allen Begleitsymptomen wieder zum Vorschein, bis die Migräne irgendwann von alleine vorbeigeht. Warum die Migräneattacke selbstständig aufhört, weiß die Wissenschaft noch nicht.

Bei zehn bis 15 Prozent der Patienten tritt - meistens schon vor dem Einsetzen der Kopfschmerzen - eine sogenannte Aura auf. Sie "entsteht" an den Nervenzellen selbst und zwar typischerweise in den Arealen der Gehirnrinde am Hinterkopf, in denen das Sehen verschaltet ist. Bei der Aura kommt es dort zu einer Art Erregungswelle, die sich über die Hirnrinde ausbreitet. Das führt dann zu vorübergehenden Sehstörungen in Form von Flimmer- oder Zickzacksehen. Wenn sich die Erregungswelle weiter zu den Hirnarealen, die für das Gefühl in der Haut zuständig sind, ausbreitet, entstehen Gefühlsstörungen: Kribbeln oder Taubheit im Mund und in der Hand. Auch das Sprachzentrum kann erfasst werden, dann zeigen sich Sprachstörungen wie Wortfindungsschwierigkeiten. Über welchen Mechanismus diese Veränderungen an der Hirnrinde und die neurovaskuläre Entzündung der Migräne mit einander gekoppelt sind, ist wissenschaftlich noch nicht entschlüsselt.

Neuro-Anatomie

Während einer Migräne-Aura weisen die Hirnnervenzellen eine Fehlfunktion auf, die die Wahrnehmung visueller Eindrücke kodieren. Die Aura breitet sich als eine Erregungswelle der Nervenzellen allmählich über die Hirnrinde aus. Deshalb entwickeln sich die Aurasymptome auch langsam, weil die Areale der Gehirnrinde, die für das Sehen, das Fühlen oder das Sprachverständnis verantwortlich sind nach und nach von der Erregungswelle erreicht werden. Bei einem Schlaganfall kommt es dagegen durch einen Gefäßverschluss oder eine Blutung ganz plötzlich zu neurologischen Symptomen. Die typischen Sehstörungen der Aura tauchen sehr selten nur auf einem Auge auf, meist auf beiden Augen, aber nur auf einer Hälfte des Gesichtsfelds. Typischerweise können die Lichtblitze und das Flimmern auch mit geschlossenen Augen wahrgenommen werden.

"Deswegen dürfen Migräne-Patienten in der Aura nicht Autofahren und sind oft gar nicht fähig, am Bildschirm zu arbeiten oder zu lesen. Denn in der Regel tauchen genau da, wo sie scharf sehen wollen, die Lichtphänomene auf."

Stefanie Förderreuther

Aura-Dynamik

Typischerweise dauert eine Migräne-Aura zwischen fünfzehn und dreißig Minuten. In der Zeit wachsen die Lichtphänomene, sie breiten sich aus und wandern. Oft erleben Patienten zum Schluss eine Phase, in der sie in Teilen ihres Gesichtsfeldes gar nichts mehr sehen. Das ist die Erholungsphase der Nervenzellen. Danach kommt das normale Sehen wieder zurück. Eine Akuttherapie gegen eine Migräne-Aura ist nicht bekannt, Schmerzmittel helfen in der Regel nicht.

Die sichere Diagnose "Migräne" kann eigentlich nur der Arzt stellen. Hinter dem Symptom Kopfschmerz können sich auch andere Erkrankungen verbergen. Daher sollte man sich am besten von einem Arzt untersuchen lassen – dies gilt insbesondere auch dann, wenn sich bestehende Kopfschmerzen verändern, wenn neben den Kopfschmerzen auch neurologische Ausfallsymptome wie Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen auftreten oder wenn sich im mittleren und höheren Lebensalter erstmals Kopfschmerzen manifestieren.

Die Migräne ist eine Erkrankung des Gehirns. Attacken kommen und gehen, oft weiß der Patient nicht genau, warum. Sie bestimmen das Leben entscheidend und verringern die Lebensqualität. Dabei kann fast jeder zumindest zu einem Teil die Auslöser für einzelne Migräneattacken  herausfinden, denn sie liegen auch im Lebensstil.

Die einzige Ursache, die die Medizin heutzutage mit Sicherheit kennt, ist eine genetische Neigung. Bei den Migräne-Patienten mit Aura gibt es besonders oft eine positive Familienanamnese, d.h. es gibt in der Familie noch mindestens einen weiteren Migräne-Betroffenen. Besondere, seltene Arten der Migräne mit schwer verlaufenden und langanhaltenden Auren sind genetisch bereits entschlüsselt. Aber es gibt auch zahlreiche Patienten mit Migräne, bei denen niemand anderes in der Familie daran leidet. Selbst wenn man genetisch vorbelastet ist, kommen noch sogenannte auslösende Faktoren dazu.

Auslösende Faktoren

Diese Auslöser sind bei jedem Menschen andere, aber häufig multifaktoriell, d.h. einige der auslösenden Faktoren müssen zusammenkommen, damit eine Attacke ausgelöst wird. Es gibt innere Faktoren, wie die Hormonschwankungen, und äußere (exogene) Faktoren, wie z. B. Stress, die im Lebensstil liegen.

Hormonelle Schwankungen

Vor der Pubertät sind Mädchen und Buben etwa gleich häufig von Migräne betroffen. Nach der Pubertät, kommt es zu einem Überwiegen bei den Frauen. Frauen weisen ganz häufig kurz vor und während der Menstruation Attacken auf, wenn der Östrogenspiegel sinkt und die Regelblutung einsetzt. Ob auch die Phase des Eisprungs eine besonders empfindliche Zeit ist, ist wissenschaftlich umstritten. Während einer Schwangerschaft erfahren ca. zwei Drittel eine Besserung. Die Migräne kann dann sogar vorübergehend ganz weg sein. In der Menopause kommt es ebenfalls bei vielen Frauen zu einer Besserung. Trotz der Hormonabhängigkeit vieler Attacken werden Migränekopfschmerzen aber nicht primär mit Hormonen behandelt.

Stress oder Entlastung nach Stress

Gerade am Wochenende nach einer vollgepackten Woche, haben nicht wenige eine Migräne-Attacke – also bei dem Wechseln von einer Anspannungs- in eine Entspannungsphase.

"Warum dies ein auslösender Faktor ist, kann man wissenschaftlich nur vermuten. Das Gehirn von Migränepatienten arbeitet anders und kann zum Beispiel wiederkehrende Reize schlechter ausblenden. Es könnte sein, dass manche Patienten deswegen auf Stressreize so reagieren. Es ist aber nicht bei allen Patienten so, dass Stress ein Auslöser ist. Wahrscheinlich liegen unterschiedliche genetische Dispositionen vor."

Dr. Förderreuther

Schlafrhythmus

Auch durch zu wenig Schlaf oder einen Wechsel im Schlaf-Wach-Rhythmus kann eine Migräneattacke ausgelöst werden.

"Wenn Menschen lieber lange schlafen, aber im Alltag früh aufstehen müssen und nur am Wochenende länger schlafen, kann dieser Wechsel in der Tagesrhythmik bereits eine Attacke auslösen. Ihnen empfiehlt man auch am Wochenende wie unter der Woche zur üblichen Zeit kurz aufzustehen, etwas zu trinken oder auf Toilette zu gehen und dann erst wieder weiterzuschlafen – das reicht oft schon, um eine Attacke zu verhindern."

Dr. Förderreuther

Unregelmäßiges Essen/Trinken

Wenn man beispielsweise eine Mahlzeit ausgelassen hat oder vergessen hat, genug zu trinken, kann eine Attacke eintreten.

Alkohol

Öfter stellen Migräne-Patienten fest, dass alkoholische Getränke ein Auslöser sind. Es ist jedoch nicht der Alkohol an sich, sondern spezielle Inhaltsstoffe, die sich im Wein oder Sekt befinden. Besonders Rotweine können für Migräne-Patienten gefährlich sein, Weißweine werden deutlich seltener als Auslöser genannt.

Vor allem die Beschreibung der Attacke und der Verlauf mit wiederholten Attacken erlauben zusammen mit einem normalen neurologischen Untersuchungsbefund die Diagnose einer Migräne. Bildgebende Verfahren wie CT oder Kernspintomographie sind für die Diagnose in der Regel nicht erforderlich. Auch wenn man den Kopfschmerz schon kennt, weil z.B. auch die Mutter betroffen ist, sollte man die Eigendiagnose vom Arzt bestätigen lassen und sich dann vor allem auch zur richtigen Therapie beraten lassen.

Die Beschwerden des Patienten bei einer Migräne-Attacke sind sehr charakteristisch. Deswegen geben vor allem die Beschreibungen des Patienten entscheidende Hinweise darauf, ob es sich um eine Migräne oder eine andere Kopfschmerzart handelt. Hinzu kommen internistische und neurologische Untersuchungen.

Jeder hat seine eigene Migräne

Migräne ist ein vielschichtiges Krankheitsbild. Sie läuft zwar bei dem einzelnen Patienten immer sehr ähnlich ab, aber bei verschiedenen Patienten sehr unterschiedlich:

  • Der Eine hat die Kopfschmerzen auf der einen, der Andere auf der anderen Seite, beim Dritten sind beide Kopfhälften betroffen. Und nicht jeder halbseitige Kopfschmerz ist eine Migräne.
  • Der Eine leidet vor allem an Übelkeit, den Anderen quält mehr die ausgeprägte Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit.
  • Bei dem Einen kommt die Migräne immer am Wochenende, wenn der Stress nachlässt bzw. sich die Tagesrhythmik ändert. Beim Anderen kommt die Attacke mitten in der Stressphase oder nur aufgrund von hormonellen Einflüssen.
  • Einige haben eine sogenannte Aura, die meisten Migräne-Patienten aber nicht.

Letztlich sind die Symptome bei jedem Patienten ein kleines bisschen anders, aber für den Einzelnen sehr gleichförmig.

Tipp: Ein Kopfschmerztagebuch führen

Es ist sinnvoll, dass der Patient versucht, seine persönlichen Auslösefaktoren herauszufinden und zu dokumentieren. Dazu führt er am besten ein Kopfschmerztagebuch. Wichtig ist, dass man dies für eine Weile regelmäßig tut, um analysieren zu können, wie viele Kopfschmerzarten man hat. Ein Migräne-Patient kann ja auch einmal einen Spannungskopfschmerz haben. Auch die Häufigkeit der Medikamenteneinnahme wird damit transparent. Folgende Rubriken sollten enthalten sein: Anfallfrequenz, Medikamenteneinnahme, Intensität des Anfalls, Schmerzqualität, Begleitsymptome (wie Übelkeit, Erbrechen, verstopfte oder laufende Nase) und der zeitliche Bezug zum eventuell auslösenden Faktor. Kopfschmerzkalender gibt es digital als App, zum Beispiel auch von der DMKG, oder in PapierformWeitere Informationen dazu finden Sie hier.

"Wenn man sich über die individuelle Ausprägung der Migräne klar geworden ist, kann man auch die Therapie gezielt planen und steuern."

Dr. Förderreuther

Untersuchungen beim Neurologen

Wer hin und wieder leichte Kopfschmerzen hat, muss nicht unbedingt zum Arzt gehen. Wer aber regelmäßig Kopfschmerzen hat, immer wieder zu Schmerzmitteln greifen muss oder schwere Attacken hat, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Für die Diagnose einer Migräne braucht man in aller Regel nur die Anamnese (Befragung des Patienten nach seinen Beschwerden, Symptomen etc.) und die körperliche Untersuchung.

Bildgebende Verfahren, also Kernspin- und Computertomographie, sind bei Migränepatienten in der Regel nicht notwendig. Sie dienen nur bei atypischen Verläufen dazu, andere Ursachen der Schmerzen auszuschließen wie Tumoren, Entzündungen oder Blutungen.

"Vor allem Patienten, die nicht gut auf die vom Hausarzt verordnete Therapie ansprechen oder sehr häufig Kopfschmerzen haben, sollten einen Facharzt aufsuchen. In der Regel wird das ein Neurologe oder Schmerztherapeut sein. Es gibt auch ausgewiesene Kopfschmerzspezialisten und Kopfschmerzambulanzen, die dann zu Rate gezogen werden können. Leider gibt es jedoch gemessen am Bedarf noch wenig spezialisierte Einrichtungen."

Dr. Förderreuther

Auf den Internetseiten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft kann man nach einem Experten in der Nähe suchen.

Zu Beginn versuchen es viele Patienten mit Kopfschmerztabletten, doch die wirken manchmal nicht ausreichend gegen Migräne. Ist es überhaupt sinnvoll mit den freiverkäuflichen Mittel gegen Migräne vorzugehen oder braucht man spezielle Tabletten?

Schätzungen zufolge holt sich mehr als die Hälfte aller Kopfschmerzpatienten Medikamente aus der Apotheke, ohne je einen Arzt aufgesucht zu haben. Doch die Experten raten: Erst einmal die Ursachen abklären lassen und dann die Optionen der Therapie mit dem Arzt besprechen. Grundsätzlich sollte man Kopfschmerzen, insbesondere, wenn sie häufig auftreten nicht allein mit Schmerzmitteln behandeln, denn alle Substanzen, die man zur Akuttherapie der Attacke einsetzen kann, können den Kopfschmerz bei zu häufiger Einnahme verstärken und chronifizieren. Deshalb spielt die vorbeugende Behandlung eine besonders große Rolle.

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft hat eine Leitlinie für Patienten herausgegeben, in der sie genau ausführt, wie sich die Patienten bei Migräne oder Spannungskopfschmerzen zunächst selbst helfen können, nachzulesen unter: http://dmkg.de/files/dmkg.de/patienten/migraene%20und%20spannungskopfschmerz.pdf

Wie man frei verkäufliche Schmerzmittel einsetzen soll, steht natürlich auch auf jedem Beipackzettel, nur wird der von vielen Patienten gar nicht mehr gelesen.

Regel: Wie oft man Kopfschmerztabletten nehmen darf

Grundsätzlich rät die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Schmerztabletten nicht länger als drei Tage hintereinander und an nicht mehr als neun Tagen pro Monat zu nehmen.

Normale Schmerzmittel gegen Migräne?

Bei vielen Patienten können herkömmliche Schmerzmittel (ASS, Ibuprofen oder Paracetamol) auch bei einer Migräne-Attacke funktionieren. Viele Patienten greifen zu Kombinations-Medikamenten mit mehreren Wirkstoffen, z.B. Kombinationen aus ASS, Paracetamol und Koffein oder Ibuprofen mit Koffein. Koffein bewirkt eine Verstärkung der Wirkung des Schmerzmittels.

Tipp: Frühzeitig behandeln und ausreichend hoch dosieren

Meist ist entscheidend, die Medikamente gleich zu Beginn der Attacke und in ausreichender Dosierung einzunehmen, damit der Schmerz gar nicht erst sein Maximum erreicht. Bei einer Migräne müssen es in der Regel schon 2 Tabletten Aspirin sein (entsprechend 1000 mg Acetylsalizylsäure) oder 600 mg Ibuprofen, um dem Schmerz Herr zu werden. Wenn möglich, sollte man sich nach der Einnahme auch zurückziehen und etwas ruhen, bis das Medikament seine Wirkung entfaltet.

"Man darf ruhig probieren, ob die frei verkäuflichen Schmerzmittel gegen Migräne helfen. Wenn sie nicht helfen oder man sie immer öfter nehmen muss, sollte man jedoch zum Arzt."

Dr. Förderreuther

Bei Übelkeit und Erbrechen: Medikamente, die den Magen beruhigen

Die Übelkeit bei der Migräne beruht auf einer gestörten Magenperistaltik. Tabletten gelangen deshalb gar nicht ins Blut und können demzufolge nicht wirken. Nimmt man erst ein Mittel gegen die Übelkeit und ca. 15 Minuten später das Schmerzmittel, so erreicht man, dass die Schmerzmittel besser ins Blut aufgenommen werden und viel besser wirken. Welchen Wirkstoff man dafür einnehmen kann, muss man allerdings mit dem Arzt besprechen, denn die Medikamente sind verschreibungspflichtig, und es kann Gegenanzeigen geben.

Spezielle Migränemedikamente sind die sogenannten Triptane und neu auch die die Substanz Lasmiditan. Das Besondere ist, dass diese Substanzen keine Schmerzmittel sind. Wenn man sich einen Fuß verstaucht, helfen zwar Schmerzmittel, aber nicht die spezifischen Migränemittel. Siewurden speziell zur Behandlung der Migräne entwickelt. Man kann sie in verschiedenen Darreichungsformen einnehmen: als Spritze, als Nasenspray (gut bei Übelkeit oder Erbrechen), oder als Tablette.

"Triptane helfen vielen Migränepatienten besser als herkömmliche Schmerzmittel. Leider helfen sie jedoch auch nicht allen Patienten."

Dr. Förderreuther

Wie spezifische Migränemittel wirken

Mit Triptanen und der neuen Substanzklasse der Ditane (bislang ist in Deutschland nur der Wirkstoff Lasmiditan erhältlich) kann man über einen Eingriff in den Serotoninstoffwechsel die neurovaskuläre Entzündung stoppen. Während Triptane auch die geweiteten Gefäße wieder verengen, beeinflusst das Lasmiditan die Gefäße nicht. Deswegen kann Lasmiditan auch bei Patienten eingesetzt werden, die z.B. aufgrund von Durchblutungsstörungen, einem früheren Schlaganfall oder Herzinfarkt Kontraindikationen für ein Triptan aufweisen. Typische Nebenwirkungen von Lasmiditan sind Müdigkeit und Schwindelgefühle. Grundsätzlich gilt auch für Migräne-spezifische Substanzen, dass sie am besten wirken, wenn man sie früh in der Kopfschmerzattacke einnimmt.

"Auch Triptane können Nebenwirkungen haben: Relativ häufig wird ein Kribbeln in den Händen oder ein gewisses Engegefühl über der Brust geschildert. Das kommt aber nicht vom Herzen, sondern ist ein Phänomen, das eher von der Speiseröhre herrührt. Es sollte die Patienten nicht beunruhigen. Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Herzrhythmus-Störungen oder gar Herzinfarkt sind extrem selten. Wichtig ist jedoch, bei der Verordnung auch die Gegenanzeigen zu berücksichtigen."

Dr. Förderreuther

Triptane plus andere Mittel

Ein Hauptproblem der Triptane ist, dass sie bei lang anhaltenden Migräneattacken oft nicht lange genug wirken. Der Schmerz wird zwar kupiert, doch läuft die Attacke im Hintergrund weiter. Wenn die Wirkung des Triptans nachlässt, kommt der Kopfschmerz wieder. Deswegen werden Triptane oft noch mit anderen Mitteln kombiniert, die länger wirken (z.B. Naproxen), um das Wiederkehren der Kopfschmerzen zu vermeiden.

Regel für die Einnahme von Akutmedikation

Wie für alle Kopfschmerztabletten gilt auch für Triptane: Durch die regelhafte Einnahme an mehr als maximal neun Tagen pro Monat besteht die Gefahr, den sogenannten schmerzmittelverursachten Kopfschmerz auszulösen. An einem Tag dürfen maximal zwei Dosiereinheiten genommen werden. Unterschiedliche Triptane sollten nicht miteinander oder mit Lasmiditan kombiniert werden.

Medikamenteninduzierter Kopfschmerz

Wenn ein Kopfschmerzpatient über Monate sehr häufig Schmerzmittel oder Triptane einnimmt, können die Kopfschmerzen schlimmer werden. Um dies zu verhindern, gelten folgende Regeln:

  • Triptane maximal an neun Tagen pro Monat
  • Schmerzmittel wie ASS und Ibuprofen maximal an 14 Tagen pro Monat
  • Kombinationspräparate oder Kombinationen verschiedener Schmerzmittel maximal an neun Tagen
  • Lasmiditan ist noch so neu, dass hier bislang keine Einnahmeregeln vorliegen. Vorsichtshalber sollte auch hier die Einnahme auf max. neun Tage eines Monats begrenzt werden.

Wenn Migräne-Attacken immer häufiger, länger und stärker werden, sollte man den Arzt aufsuchen, denn dann ist eine vorbeugende Therapie nötig. Sinnvoll ist das bereits, wenn mehr als drei Attacken pro Monat auftreten. Unter einer vorbeugenden Therapie nehmen die Kopfschmerztage wieder ab und die Attacken sprechen oft wieder besser auf die Akutmedikamente an. Das ist echte Lebensqualität und der beste Schutz vor der Entwicklung von Schmerzmittel-induzierten Kopfschmerzen.

Es gibt nicht-medikamentöse Verfahren wie Entspannungstechniken, Ausdauersport (drei Mal pro Woche à 30 Minuten), Biofeedback oder - vor allem bei besonderer Stressbelastung - Stressbewältigungstraining (siehe dazu "Selbsthilfe"). Nicht-medikamentöse Maßnahmen sind zeitaufwändiger und nicht so bequem wie die Einnahme einer Tablette, aber sie sind wirkungsvoll. Studien haben gezeigt, dass die Kombination nicht-medikamentöser Maßnahmen mit einem Medikament die effektivste Prophylaxe ist.

Medikamentöse Prophylaxe

Für eine medikamentöse Prophylaxe werden unter anderem Medikamente eingesetzt, die selbst keine Schmerzmittel sind und zunächst für die Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt wurden. Dann wurde aber entdeckt, dass sie darüberhinaus auch migräneprophylaktisch wirken, wenn sie täglich eingenommen werden. Dies sind beispielsweise:

  • Betarezeptorenblocker wie Metoprolol, Propranolol, Bisoprolol
  • Topiramat, ein Medikament aus der Epilepsie-Therapie  
  • der Kalziumantagonist Flunarizin
  • trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin

"Ob eine konventionelle Prophylaxe wirkt, kann man erst nach ca. sechs bis acht Wochen entscheiden. Wenn ein Medikament wirkt, muss man es häufig nur für neun bis zwölf Monate einnehmen. Hat sich die Frequenz der Migräne-Attacken reduziert und die Migräne stabilisiert, kann die Prophylaxe beendet werden und überprüft werden, ob man wieder allein bei Bedarf mit Triptanen oder Schmerzmitteln zurechtkommt."

Dr Förderreuther

Seit November 2018 stehen für die vorbeugende Behandlung die sogenannten CGRP-(Rezeptor)-Antikörper zur Verfügung. Das ist die erste Substanzklasse, die speziell zur vorbeugenden Therapie der Migräne entwickelt wurde. Diese Medikamente schalten für einen bestimmten Zeitraum einen der Botenstoffe aus, der bei der Generierung der neuro-vaskulären Entzündung der Migräne eine Schlüsselrolle spielt: das Calzitonin-Gene-Related Peptide, kurz CGRP. Die neuen Präparate müssen je nach Hersteller alle vier Wochen oder alle drei Monate unter die Haut gespritzt werden und lassen ihre Wirkung bereits innerhalb der ersten vier Wochen erkennen. Einer der neuen Antikörper wird als Kurzinfusion verabreicht und wirkt dann für drei Monate. Bei vielen Migränepatienten, die auf die herkömmliche Prophylaxe nicht angesprochen haben oder diese nicht vertragen haben, zeigen diese Antikörper eine gute Wirkung. Viele Patienten    setzen große Hoffnungen auf diese Präparate, weil sie sehr gut verträglich sind.  

"Die neuen Antikörper sind aufgrund ihres Wirkprinzips ein Durchbruch in der prophylaktischen Behandlung der Migräne. Leider können jedoch auch sie die Migräne nicht heilen, sondern meist nur einen Rückgang der Attackenfrequenz bewirken. Da die Substanzen sehr teuer sind, gibt es spezielle Regelungen dafür, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Diese unterscheiden sich bei den einzelnen Präparaten.  Antikörper werden in der Regel nicht als erstes eingesetzt, sondern erst, wenn herkömmliche Prophylaktika nicht geholfen haben, nicht vertragen wurden oder aus medizinischer Sicht nicht eingesetzt werden können. Antikörper werden deshalb in erster Linie von Neurologen, Kopfschmerzspezialisten und Schmerztherapeuten verordnet. Gerade schwer Betroffene brauchen aber immer mehr als nur ein Medikament, um mit der Erkrankung und ihren Auswirkungen zurechtzukommen. Sie brauchen ein ganzheitliches Therapiekonzept, das neben Medikamenten auch psychologische Betreuung, verhaltenstherapeutische Maßnahmen und Physiotherapie beinhaltet."

Dr. S. Förderreuther

Wenn Migränekopfschmerzen immer häufiger werden und man schließlich über mindestens drei Monate an mehr als 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen hat (davon an mindestens acht Tagen Migräne-Kopfschmerzen), liegt der seltene Fall einer chronischen Migräne vor. Viele dieser Betroffenen nehmen auch deutlich häufiger als empfohlen Akutschmerzmittel und Migräne-spezifische Medikamente ein. Diese Patienten benötigen immer eine vorbeugende Behandlung. Neben den bereits genannten Substanzen und Verfahren kann bei einer chronischen Migräne auch Botulinumtoxin zur Prophylaxe eingesetzt werden. Botulinumtoxin wird an definierten Stellen in die Stirnmuskulatur, in die Kaumuskeln, die Nacken- und Hinterhauptsmuskeln gespritzt – dort injiziert führt es wahrscheinlich dazu, dass die chronisch erhöhten Botenstoffe, die die neurovaskuläre Entzündung der Migräne auslösen, allmählich wieder absinken und so weniger Attacken generieren. Die Wirkung einer Injektionsbehandlung hält drei Monate an.

Patienten mit chronischer Migräne sind besonders schwer betroffen und bedürfen in aller Regel einer sehr intensiven Therapie, die nicht nur Medikamente, sondern auch zusätzliche verhaltenstherapeutische und sozialmedizinische Maßnahmen erfordert.

Anhand eines Kopfschmerztagebuchs kann man eine Migräne nicht nur diagnostizieren, sondern es kann auch bei der Therapie helfen. Denn damit sieht man, welche auslösenden Faktoren man berücksichtigen muss, ob man beispielsweise den Rotwein besser weglässt oder ob es eher der Stress ist, der die Migräne verstärkt. Und man erkennt auch, ob dieses Vorgehen klappt.
Da der Wechsel von Anspannungs- in Entspannungszeiten ein auslösender Faktor ist, können Patienten hier ansetzen, indem sie spezielle Entspannungsverfahren lernen.

Die progressive Muskelrelaxation

Mehr als 40 Prozent der Migränepatienten profitieren von der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson. Die Technik zielt darauf ab, eine erhöhte Anspannung der Körpermuskulatur zu reduzieren. Durch Stress kommt es über das vegetative Nervensystem oft zu einer vermehrten Muskelanspannung, die man selbst meist gar nicht realisiert. Bei der Progressiven Muskelrelaxation übt man, bestimmte Muskelgruppen zunächst gezielt anzuspannen und dann zu entspannen. Dabei lernt man, das Gefühl der Entspannung zu genießen und die erhöhte vegetative Anspannung zu reduzieren.
Wenn man die Technik gut beherrscht, spürt man eine steigende innere Anspannung besser und kann durch die Übungen sogar in Stresssituationen Anspannungen abbauen. Die Übungen lassen sich gut in den Alltag integrieren. Der Stresspegel und die innere Anspannung sinken ab!

Tipp: Ausdauersport

Wer sich lieber austoben will, für den ist Ausdauersport vielleicht eine bessere Alternative: Regelmäßiges Joggen, Walken, Schwimmen oder Radfahren hilft ebenfalls gegen Migräne und Spannungskopfschmerzen und es baut Stress ab. Am besten mindestens dreimal pro Woche für 30 Minuten.

Tipp: Stressbewältigungstraining

"Auch verhaltenstherapeutische Maßnahmen können sehr hilfreich sein: Gerade die Patienten, die hohe Eigenansprüche haben und durch Familie und Beruf großen Belastungen ausgesetzt sind, müssen oft lernen, besser mit Stress umzugehen: Sich ein realistisches Arbeitspensum für den Tag vornehmen, lernen zu delegieren oder auch einmal 'Nein' zu sagen - das alles fällt unter den Begriff 'Stressbewältigungstraining'. Dazu gehört auch, sich wieder eigene Freiräume zu schaffen und sich ohne schlechtes Gewissen Zeit für sich selbst zu nehmen. Deswegen kann es für Migräne-Patienten auch ratsam sein, zu einem Psychotherapeuten zu gehen."

Dr. Förderreuther

Biofeedback

Auch das sogenannte Biofeedback ist einen Versuch wert. Dabei lernen Patienten in speziellen Sitzungen, wie sie Einfluss auf die Weite der Blutgefäße nehmen können. Im Falle der Attacke können sie dann versuchen, weitgestellte Blutgefäße wieder enger zu machen. Dieses Verfahren ist jedoch schwierig zu erlernen und wird nicht jedem Patienten angeboten – es gibt zudem leider nicht viele Therapieplätze.

Ein neues Verfahren, das sowohl seine Wirksamkeit in der Behandlung einer Attacke als auch als vorbeugende Maßnahme in Studien belegt hat, ist die Stimulation des Nervus supraorbitalis. Der Nerv tritt im Stirnbereich relativ mittig aus dem Schädelknochen und kann dort mit leichten elektrischen Stimulationen über eine Klebeelektrode behandelt werden. Das Verfahren ist für Patienten, die allein mit den genannten Maßnahmen nicht zurechtkommen, oder Medikamente ablehnen ein gutes Instrument, um die Migräne zu lindern. Allerdings werden die Kosten für den Stimulator (Cefaly®) bislang nicht von den Krankenkassen übernommen.

Immer wieder werden bestimmte Nahrungsbestandteile als Auslöser für Migräneattacken angeschuldigt. Meist zu unrecht. Es ist ein menschliches Bedürfnis, für alles einen Schuldigen zu finden – wenn es nicht das Wetter ist, dann ist es die Ernährung. Eine gezielte Migräne-Diät gibt es jedoch nicht. Was viele Patienten nicht wissen, ist, dass oft im Vorfeld der Migränekopfschmerzen sogenannte Prodromalsymptome, das sind erste Vorboten einer Attacke, auftreten. In dieser Phase kommt es oft zu Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel wie z.B. Süßigkeiten. In diesen Fällen ist der Heißhunger bereits Teil der Attacke. Isst man in dieser Phase eine Tafel Schokolade, löst das die Attacke nicht aus – die Migräne hat bereits begonnen! Nur wenn man den Eindruck hat, dass ganz bestimmte Nahrungsmittel reproduzierbar Attacken auslösen, sollte man prüfen, ob sich die Migräne bessert, wenn man diese Nahrungsmittel vermeidet.

Die Akupunktur als vorbeugende Therapie der Migräne wurde in zahlreichen Studien untersucht und es gibt in sogenannten Metaanalysen Hinweise darauf, dass sie eine prophylaktische Wirkung hat. Interessanterweise besserten sich in den Vergleichsstudien jedoch nicht nur die Patienten, die mit echter chinesischer Akupunktur behandelt wurden, sondern auch die Patienten, die eine Scheinakupunktur erhielten. Krankenkassen übernehmen deshalb die Kosten in der Regel nicht mehr. Man kann sicher sagen, dass die Akupunktur nicht schadet und dass ein Behandlungsversuch sinnvoll sein kann, insbesondere, wenn der Patient der Methode gegenüber positiv eingestellt ist und Medikamente ablehnt.