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Licca Liber Lechbetrachtungen

Kein anderer Fluss in Bayern ist so dicht verbaut wie der Lech. Mit 24 Staustufen und zahlreichen Wehren dient er vom Grenzübergang bei Füssen bis zu seiner Donaumündung in Rain vor allem der Energiegewinnung. Aber es gibt mehrere Initiativen, den Lech wieder freier laufen zu lassen.

Von: Doris Bimmer

Stand: 15.01.2020 | Archiv

Bis weit ins 19. Jahrhundert war der Lech ein Wildfluss. Wer ihn heute noch in seiner Ursprünglichkeit erleben will, muss an seine Quelle nach Tirol fahren. In Vorarlberg entspringt der Lech in knapp 1.800 Meter Höhe und fließt in einem breiten Bett über die Grenze bei Füssen.

Auf bayerischer Seite wurde er begradigt und eingedeicht. So konnten neue Flächen für die Landwirtschaft gewonnen werden, die Hochwassergefahr wurde gebannt und die Wasserkraft konnte als Energielieferant genutzt werden. Die Kraftwerke entlang des Lechs erzeugen heute über eine Milliarde Kilowattstunden Strom im Jahr.

Der Lech zwischen Ökonomie und Ökologie

Auch Naturschützer räumen ein, dass die Wasserkraft zu den saubersten Energiequellen zählt. Der Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie ergibt sich durch die Eingriffe in die Umwelt und damit verbunden die Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Das größte Problem ist die Erosion. Umweltaktivisten befürchten, dass der Lech eines Tages untergeht.

"Der Lech hat sich inzwischen so tief in seine eigenen Kiessedimente eingegraben, dass er dabei ist, sie zu durchstoßen. Das wäre der Alptraum, weil dann kann es passieren, dass der Flusslauf oberirdisch verschwindet von heute auf morgen und sich unterirdisch seinen Weg sucht."

Norbert Pantel, Biologe beim Landschaftspflegeverband Augsburg

Rückbau zur Natur

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe Projekte, die dem Lech wieder freien Lauf lassen möchten. Eines davon ist die Initiative "Licca Liber", freier Lech. Auf den letzten 60 Flusskilometern zwischen Augsburg und der Donaumündung plant das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, das die Initiative betreibt, den Lech zu renaturieren. Ein weiteres Projekt ist die Beweidung im Augsburger Stadtwald mit Schaf- und Ziegenherden. Die Tiere bevorzugen bestimmte Pflanzen und lassen andere stehen, die für die Fläche gerade wichtig sind.

"Das Schaf ist ein sonderbarer Rasenmäher. Die haben das im Geschmack, welches Gras dem Boden fehlt. Das wächst weiter, wirft Samen ab. Dann ist zuletzt nicht zu verachten, hinten tuns ein bissle düngen. Und schon läuft der Kreislauf wieder."

Josef Hartl, Schäfer im Augsburger Stadtwald

Einer, der sich seit Jahrzehnten für den natürlichen Flussverlauf stark macht, ist der Tiroler Liedermacher Toni Knittel. Als in den 1980er Jahren auf österreichischer Seite ein Lechkraftwerk gebaut werden sollte, hat er mit Dialektssongs protestiert. Seine Band nannte er nach einem Fabelwesen, das die Kinder in Tirol noch heute kennen: der "Bluatschink". Dieser Wassergeist lauert im Lech und holt sich die Bösen, die den Fluss nicht respektieren. In Österreich hat es immerhin funktioniert.


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