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Dichter, Politiker, Journalist Kurt Eisner: Bayerns erster Ministerpräsident

Der Schriftsteller, Journalist und Politiker Kurt Eisner war vom 8. November 1918 bis zu seinem gewaltsamen Tod am 21. Februar 1919 Bayerns erster Ministerpräsident. Sein 100-tägiges Wirken prägt den Freitaat bis heute.

Stand: 09.02.2019 | Archiv

Kurt Eisner  | Bild: SZ Photo/Montage: BR

Kurt Eisner wurde 1867 in Berlin geboren. Als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten verbrachte er seine Kindheit und Jugend in Berlin. In den 1890er Jahren arbeitete er als Journalist für diverse Zeitungen und Zeitschriften. Von 1898 bis 1917 war Kurt Eisner Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und prägte als führender Redaktionsmitarbeiter die Ausrichtung des SPD-Zenralorgans "Vorwärts".

"Demokratie heißt nicht die Anerkennung des Unverstandes der Massen, sondern Demokratie heißt der Glaube an die Möglichkeit der Vernunft der Massen."

Kurt Eisner

Kurt Eisner: Pazifist, Systemkritiker, Revolutionär

Während des Ersten Weltkriegs entwickelte sich Eisner zum radikalen Pazifisten, Systemkritiker und letztlich zum Revolutionär. Zunächst hatte er der nationalen Propaganda einer angeblichen Kriegsschuld Russlands Glauben geschenkt, war jedoch ab Frühjahr 1915 von der Verantwortung Deutschlands für den Ausbruch des Weltkriegs überzeugt. Damit stellte er sich gegen die Haltung der Mehrheit der SPD-Fraktion im Reichstag und im bayerischen Landtag.

Gemeinsam mit anderen Kriegsgegnern wie Albert Einstein und Ludwig Quidde wurde er Mitglied im "Bund Neues Vaterland", in dem sich Pazifisten mit unterschiedlichen politischen Weltanschauungen zusammenschlossen. Im Zuge des zunehmenden Widerstands gegen die "Burgfriedenspolitik" – auch von sozialdemokratischen Politikern – spaltete sich 1917 die "Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (USPD) als Antikriegs-Flügel von der SPD ab. Eisner zählte zu den führenden USPD-Begründern in Bayern und war seit 1917 die Leitfigur der von ihm aufgebauten Münchner USPD.

Zitate von Kurt Eisner

Der führende Kopf der bayerischen Revolution

Basis für Eisners politisches Wirken waren die Diskussionsabende im Gasthaus "Zum goldenen Anker", die zahlreiche Menschen anzogen. Zu den Teilnehmern zählten Felix Fechenbach, Oskar Maria Graf, Erich Mühsam, Hans Unterleitner, Ernst Toller und Sarah Sonja Lerch – eine politisch heterogene Gruppe von gemäßigten Sozialdemokraten, Kommunisten und Anarchisten. Nachdem Eisner einen Streik der Münchner Munitionsarbeiter organisiert hatte, wurde er im Januar 1918 inhaftiert. Er konnte das Gefängnis jedoch am 14. Oktober 1918 vorzeitig verlassen, weil die USPD ihn als Kandidaten für eine Nachwahl zum Reichstag aufstellen wollte.

Im Verlauf der reichsweiten Novemberrevolution zum Ende des Ersten Weltkrieges war Eisner der führende Kopf der revolutionären Umwälzungen in Bayern. Er führte gemeinsam mit Ludwig Gandorfer im Anschluss an eine Massenkundgebung auf der Theresienwiese am 7. November 1918 einen stetig größer werdenden Demonstrationszug an, der auf keinen nennenswerten Widerstand stieß. Eine Revolution ohne Blutvergießen. In der Nacht zum 8. November 1918 rief Kurt Eisner im Mathäserbräu die Republik Bayern als Freistaat aus (im Sinne von: "frei von der Monarchie") und erklärte das herrschende Königshaus der Wittelsbacher für abgesetzt.

"Die hundert Tage der Regierung Eisner haben mehr Ideen, mehr Freuden der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht als die fünfzig Jahre vorher."

Heinrich Mann über Kurt Eisner

Achtstundentag, Frauenwahlrecht, Abschaffung der Schulaufsicht

Eisner wurde vom Münchner Arbeiter- und Soldatenrat zum ersten Ministerpräsidenten der neuen bayerischen Republik gewählt und bildete kurz darauf ein Regierungskabinett aus Mitgliedern der SPD und der USPD, in dem er Regierungschef und Außenminister war. Während seiner rund 100 Tage dauernden Amtszeit als Ministerpräsident Bayerns wurden soziale und gesellschaftliche Veränderungen zugunsten der benachteiligten Bevölkerungsschichten – vor allem der Arbeiter – umgesetzt, beispielsweise die Einführung des Achtstundentages und des Frauenwahlrechts und die Abschaffung der kirchlichen Schulaufsicht. Trotz der friedlichen Revolution im November 1918 verlor die USPD bei den ersten Wahlen zum Landtag im darauffolgenden Januar deutlich. Kurt Eisner zog daraus seine Konsquenzen.

Am 21. Februar 1919 – an dem Tag, an dem er im Landtag seinen Rücktritt als Ministerpräsident verkünden wollte – wurde Kurt Eisner von dem Studenten Anton Graf von Arco auf Valley erschossen, der aus dem Umfeld der deutsch-völkischen und antisemitischen Thule-Gesellschaft stammte.

"Letzter Marsch" von Kurt Eisner

Schritt für Schritt,
o Freund, geh' mit!
Die Not Wirbt Mut.
Blick umher
Die Zeit läuft quer!
Der Tod Säuft Blut.

Ich und du
Verjagen Ruh:
Die Stadt Wird wach;
Schreitet schwer,
Ein düstres Heer,
Verrat schleicht nach.

Schritt für Schritt
Der Tod geht mit,
Das Haupt
Trag hoch!
Liegt nichts dran:
Du warst ein Mann
Wer glaubt Siegt doch!


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