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Kommentar Zöllner Trump plättet EU

Die EU ist uneins, wie sie auf den Handels- und Nervenkrieg des US-Präsidenten reagieren soll. Vor allem Merkel und Macron haben keine gemeinsame Linie. Der lachende Dritte heißt deshalb: Trump.

Von: Ralph Sina

Stand: 02.05.2018 | Archiv

US-Präsident Trump | Bild: picture-alliance/dpa

Donald Trump gebührt der Aachener Karlspreis. Denn Trump ist der einzige der es schafft, die EU zu einigen. Dieser matte Scherz geisterte vor einem Jahr durch die Chefetage der EU-Kommission. Trump schreddert alles, was der Europäischen Union wichtig ist. Vom Klimaabkommen bis zum Iran-Deal und schweißt damit als Anti-Europäer von außen die ansonsten heillos zerstrittene EU zusammen.

Trump bremst die EU

Doch die Hoffnung der Kommission der Anti-Held im Weißen Haus werde der EU zu heldenhafter Stärke verhelfen ist, längst dahin. Und auch der Handels- und Nervenkrieg, den der US-Präsident seit Wochen gegen Brüssel führt, stärkt keineswegs den europäischen Zusammenhalt. Im Gegenteil Trumps America-First-Dampfwalze plättert die EU, weil sich ihre wenigen europafreundlichen Regierungschefs in allen Kernfragen uneins sind. Allen voran Angela Merkel und der zukünftige Karlspreisträger Emmanuel Macron.

Merkel und Macron uneins

Vorbei die Zeiten, da Angela Merkel französischen Präsidenten-Darstellern wie Sarkozy oder Hollande den EU-Ton vorgab. Monsieur Macron spielt jetzt die Rolle des "Die EU, das bin ich!". Aber er steht allein auf weiter Bühne. Der französische Präsident kann nicht die Rolle des Trump-Dompteurs geben, weil Angela Merkel seinen Zirkus nicht mitmacht. Zum Beispiel die französische Drohung, überhaupt nicht mit Washington zu verhandeln, solange Trump mit der Zoll-Karte droht. Merkel und Altmaier würden sofort die überflüssigen Industriezone diesseits und jenseits des Atlantiks abschaffen, wenn sie könnten, wie sie wollten. Aber sie können nicht, weil das Verhandlungsmonopol in Handelsfragen die EU-Kommission hat und die erst dann verhandelt, wenn Merkel und Macron, Altmaier und Bruno Le Maire sich einig sind. Doch Frankreich teilt nicht den pragmatischen deutschen Ansatz, überflüssige Zölle aus der transatlantischen Welt zu schaffen. Macron will auch über Klima und Agrarpolitik verhandeln was mit Donald Trump nicht überaus erfolgversprechend ist.

Kleinkarierte Rache

Da hätte ihn der französische Präsident in Washington auch gleich fragen können, ob Trump in den USA nicht einen Ableger von "En Marche" gründen möchte. Angesichts der deutsch-französischen Uneinigkeiten in allen EU-Zukunftsfragen hat Donald Trump gute Chancen, dass der Europäischen Union auch bis zum 1. Juni nichts anderes einfällt als kleinkarierte Rache in der Kategorie Strafzölle. Zum Beispiel auf die in Europa besonders beliebte Erdnussbutter. Wie geschmiert läuft es angesichts dieser EU-Unfähigkeit derzeit für Donald Trump. Er ist auf bestem Weg, sein selbstzerstörerisches Amerika-First-Werk fortzusetzen, die Welthandelsunion auszuhebeln und den Fünf-Millionen-Einwohner-Koloss EU als hilfloses Würstchen vorzuführen. Dafür gebührte Donald Trump zumindest der Anti-Karlspreis verliehen von Merkel und Macron.


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